Bildungsbericht Ruhr 2024
Weiterbildung
6.2. Angebote beruflicher Weiterbildung
Der bei Weitem größte Anteil der Weiterbildung umfasst die . Wie schon anhand der allgemeinen Weiterbildung kann auch hier zwischen der intendierten Nutzung der Lerninhalte durch die Teilnehmenden und einer durch die Konzeption der Anbieter intendierte Nutzung der Inhalte unterschieden werden. Angebote, die ein beruflich orientiertes Publikum adressieren, können auch von Personen wahrgenommen werden, die diese Bildung nicht beruflich nutzen wollen oder können. Nichtsdestoweniger lassen sich einige Segmente der Weiterbildung identifizieren, deren Verortung relativ unzweifelhaft ist. berufliche Weiterbildung
Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit
Das gilt sicher in Bezug auf die Angebote der Bundesagentur für Arbeit, deren Förderung in der Regel mit einer Beratung, der Prüfung der Berechtigung und des beruflichen Bedarfs einhergehen.
Die Förderung von Maßnahmen ist in den meisten Kreisen der Metropole Ruhr während des Beobachtungszeitraums zurückgegangen (Abbildung 6.13). Ein deutlich sichtbarer Faktor ist dabei auch hier die Corona-Pandemie. Fast überall sind die Eintritte in Maßnahmen der BA von 2019 auf 2020 und 2021 zurückgegangen. Teilweise waren es sehr drastische Einbrüche wie im Kreis Wesel, in Essen und Herne. Nur im Kreis Unna konnte 2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden. Insgesamt auf einem niedrigen Niveau bewegt sich die Zahl der Eintritte im Ennepe-Ruhr-Kreis. Hier konnte jedoch bereits beobachtet werden, dass die Volkshochschulen umfangreiche Angebote der beruflichen Weiterbildung zur Verfügung stellen.
Die Gründe für die noch immer nicht wiederhergestellte Ausgangslange sind auch hier mit hoher Wahrscheinlichkeit vielfältig. Neben beruflichen Neuorientierungen, dem Scarring-Effekt
Im Vergleich der Metropolregionen stellt sich die Situation noch einmal deutlich heterogener dar (Abbildung 6.14). Während sich in Berlin die Zahl der BA-geförderten Eintritte in Maßnahmen auf einem sehr hohen Niveau bewegt (2019 waren es zehn Eintritte pro 1.000 Einwohner*innen), lag die Zahl der Maßnahmen in der Region Frankfurt/Rhein/Main, aber auch in der Metropole Ruhr deutlich darunter. Insgesamt zeigt sich, dass die Pandemie überall die gleichen gravierenden Spuren hinterlassen hat. Der exogene Schock hat alle Regionen mit der gleichen drastischen Veränderung der Kontextbedingungen konfrontiert und einen deutlichen Rückgang von 2019 auf 2020 und 2021 verursacht. In keiner Region ist es bisher gelungen, die Ausgangssituation wiederherzustellen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die gleichen Probleme, die in der Metropole Ruhr zu einer Verstetigung der geringeren Eintritte führen, auch in den anderen Regionen wirksam sind.
Weiterbildung ist in einem hohen Maße durch Selbst- und Fremdselektivität gekennzeichnet, die zu verschieden Ungleichheiten und Disparitäten bei den Teilhabechancen führen können. Insbesondere mit Blick auf die Teilhabechancen arbeitsmarktbezogener Weiterbildung können diese ungleichen Zugangschancen in erheblichen Maßen auch ungleiche Erwerbs- und Einkommenschancen nach sich ziehen. Besonders relevant sind strukturelle und dispositionale Barrieren der Weiterbildungsteilnahme. Davon betroffen sind häufig Frauen aufgrund ungünstiger Arbeitsmarktsegregation, Ältere, deren zu erwartenden Bildungsrenditen gering sind, und gering qualifizierte Personen, die häufig aufgrund negativer Lernerfahrungen, Unkenntnis möglicher Bildungsrenditen, fehlender Erfahrung mit Weiterbildung und entsprechender Ungewohntheit geringe Teilnahmeraten aufweisen. Diese Gruppen sind zugleich auch auf den Arbeitsmärkten benachteiligt. Das führt zu dem – oft als Matthäus-Effekt
In einigen Kreisen der Metropole Ruhr waren zuletzt bis 60 % der teilnehmenden Personen ohne Berufsausbildung (Abbildung 6.15). In Duisburg und Herne ist das zum Teil seit Jahren ein beobachtbares Muster. Dieser Personenkreis ist in den Arbeitsagenturen mit hoher Wahrscheinlichkeit stark überrepräsentiert, wird jedoch offensichtlich durch die angebotenen Maßnahmen erreicht. Auch in den anderen Kreisen und kreisfreien Städte stellen diese Personen die größte Adressatengruppe. Geringer ist der Anteil an Frauen. Das mag daran liegen, dass Frauen mittlerweile sehr gut ausgebildet und häufig in eher florierenden Dienstleistungsberufen tätig sind. Tatsächlich liegt die Arbeitslosenquote der Frauen kontinuierlich leicht unter der der Männer (5,2 % bei Frauen, 5,4 % bei Männern 2022). Der Anteil der Frauen an den Eintritten in BA-Maßnahmen ist jedoch deutlich geringer. Die Differenz kann nur schwer durch die leichten Unterschiede der Arbeitslosigkeit erklärt werden. In Hamm und Duisburg machten Frauen weniger als ein Drittel der Teilnahmefälle aus. Auch Ältere (ab 45) haben eine geringfügig höhere Arbeitslosenquote (vor allem ab 55). Sie sind in den Jobcentern wahrscheinlich nicht unterrepräsentiert. Dennoch ist die Förderung selbst der Personengruppen ab 45 in allen Kreisen der Metropole Ruhr deutlich geringer.
Diese relativ gleichbleibenden Muster in den Kreisen der Metropole Ruhr finden sich im interregionalen Vergleich so nicht wieder (Abbildung 6.16). Hier zeichnet sich die Metropole Ruhr durch eine deutliche Präferenz der Förderung Geringqualifizierter aus. Typischerweise entfallen in der Metropole Ruhr mehr als 50 % der geförderten Eintritte in Maßnahmen der BA auf gering qualifizierte Personen. Davon weichen andere Metropolregionen sehr systematisch und nachhaltig ab. Bemerkenswert ist die hohe Förderquote von Frauen in München, aber auch in Berlin und im Rhein-Neckar-Raum. Hier liegen die Quoten etwa in dem Bereich, in dem sie bei einer angenommenen Gleichverteilung liegen müssten. Deutlich geringer hingegen als in der Metropole Ruhr liegt fast überall der Anteil der gering qualifizierten Personen. Insbesondere in München, Stuttgart und Berlin liegt dieser Anteil auf einem deutlich geringeren Niveau. Insgesamt zeichnen sich die regionalen Muster durch eine im Zeitverlauf relativ hohe Stabilität aus