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Bildungsbericht Ruhr 2024

Allgemeinbildende Schulen

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Prof. Dr. Gabriele Bellenberg
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Prof. Dr. Christian Reintjes
Allgemeinbildende Schulen
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Bildungsbericht Ruhr 2024
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Steigende Bildungsnachfrage und soziale Belastung

Die Bildungsnachfrage in der Metropole Ruhr ist im Bereich der Primarstufe erheblich angestiegen, während die soziale Belastung der Schülerschaft, vor allem in den kreisfreien Städten, weiter zunimmt. Ist die Anzahl der Grundschüler*innen bereits zwischen 2013 und 2018 angestiegen (4,8 %), hat sich diese Dynamik zwischen 2018 und 2022 noch einmal beschleunigt (9,6 %). In beiden Betrachtungszeiträumen fällt der Anstieg im Ruhrgebiet höher aus als in den Vergleichsregionen innerhalb von NRW.

Mehr als ein Drittel aller Grundschulen im Ruhrgebiet gelten als Schulen in herausfordernder Lage (Sozialindex 6 und höher), verfügen also über schwierige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rahmenbedingungen in ihrem Einzugsbereich und erfüllen damit die Voraussetzungen für das bundesweite Startchancen-Programm. In mehreren Kommunen sind das über die Hälfte der Grundschulen.

Die Grundschulen arbeiten deshalb unter verschlechterten Rahmenbedingungen und unter starkem Druck, sowohl hinsichtlich der Schulinfrastruktur und der Organisation, aber vor allem auch hinsichtlich der pädagogischen Arbeit. Die Schulen mussten zusätzliche Jahrgangsklassen einrichten und die Klassen überdurchschnittlich füllen. Besonders an Schulen in herausfordernden Lagen fehlt es an Lehrkräften, um die zunehmend heterogene Schülerschaft angemessen zu unterrichten. Das beeinträchtigt die soziale und fachliche Entwicklung der Schüler*innen und stellt das pädagogische Personal vor besonders große Herausforderungen.

In der Sekundarstufe I liegt der Anteil der Schulen in herausfordernder Lage bei ca. 36 %, im mittleren Ruhrgebiet sind es über 50 %.

Förderquoten steigen an

Die Einführung der inklusiven Beschulung hat in Nordrhein-Westfalen nicht dazu geführt, dass mehr Kinder und Jugendliche Schulen des gemeinsamen Lernens besuchen. Zwar wurden die allgemeinen Schulen auf den Bereich der sonderpädagogischen Förderung ausgerichtet, gleichzeitig wurde jedoch auch das Förderschulsystem stabilisiert.

Seit 2015 ist die Zahl der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der Primarstufe und der Sekundarstufe I um 24 % angestiegen – auch bedingt dadurch, dass die Schüler*innenzahlen in beiden Systemen gestiegen sind und im Schuljahr 2022/23 mehr Kinder und Jugendliche eine Förderschule besuchten als vor Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention.

Alarmierende Kompetenzdefizite

In allen Schulformen, allen Fächern und allen Kompetenzbereichen bleibt das Ruhrgebiet hinter den anderen Landesteilen zurück. Dabei gelingt die Vermittlung von Basiskompetenzen an Schulen in benachteiligten Lagen deutlich schlechter als an Schulen in bessergestellten Gebieten.

Die Kompetenzergebnisse der landesweiten Vergleichsarbeiten (VERA 3 und VERA 8) zeigen erschreckende Befunde. In der Metropole Ruhr erreicht ein Drittel der Drittklässler*innen den Mindeststandard im Lesen nicht, in einigen Großstädten sind es über 40 %. In Mathematik liegt dieser Anteil etwa bei einem Viertel, mit starken innerregionalen Unterschieden. Den Regelstandard für die Primarstufe erreichen deutlich weniger Drittklässler*innen als im Landesdurchschnitt.

In der Jahrgangsstufe 8 verfehlen von den Achtklässler*innen, die den Erweiterten Ersten Schulabschluss (Abschluss nach Klasse 10) anstreben, 80 bis 85 % die Mindestanforderungen in den untersuchten Kompetenzbereichen des Faches Deutsch. Von den Achtklässler*innen mit dem Ziel Mittlerer Schulabschluss erreichen 40 bis 45 % die Mindestanforderungen in diesen Kompetenzbereichen nicht.

Herausforderungen beim offenen Ganztag (OGS)

Die Inanspruchnahme von Ganztagsplätzen im offenen Ganztag (OGS) ist zwischen 2018 und 2022 nur moderat gestiegen, was angesichts des bevorstehenden Rechtsanspruchs ab 2026 zusätzlichen Investitionsbedarf bei den Kommunen erfordert. Die von den Eltern aufzubringenden Kosten für dieses Angebot variieren erheblich und belasten insbesondere einkommensschwache Familien.

Fortsetzung des Strukturwandels im Schulsystem

Das im letzten Bildungsbericht aufgezeigte Auslaufen der Hauptschulen setzt sich weiter fort. Die verbleibenden Hauptschulen beschulen hauptsächlich nicht deutsche Schüler*innen sowie Schüler*innen, die an anderen Schulen nicht erfolgreich weiterlernen konnten. Auch die Realschulen verlieren relativ an Bedeutung, da viele Schüler*innen ihre Abschlüsse (HA/HA10, FOR, FOR Q) an anderen Schulformen, insbesondere an Gesamtschulen und Berufskollegs, erwerben.

Berufskollegs als Orte der zweiten Chance

Das Berufskolleg nimmt zunehmend die Rolle eines zweiten Bildungswegs ein. Dort werden immer mehr mittlere Abschlüsse vergeben. Diese Entwicklung deutet auf einen Kompensationseffekt hin, bei dem das Berufskolleg die Funktion eines Systems der zweiten Chance übernimmt.

Wenn nichts anderes angegeben ist, beziehen sich die Werte auf das Jahr 2022.


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