Bildungsbericht Ruhr 2020
Weiterbildung
Stagnative, teils rückläufige Entwicklung bei wachsender Bedeutung
Allgemeine Weiterbildung ermöglicht es Erwachsenen, zu verwirklichen. In der Metropole Ruhr leisten die Volkshochschulen als öffentliche Anbieter dazu in der Gesamtheit einen wichtigen Beitrag. Das Angebot wurde aber in den letzten Jahren reduziert. Die Zahl der Kurse ist fast um ein Viertel geschrumpft und die Zahl der Belegungen hat sich um mehr als ein Viertel von 306.400 auf 227.100 verringert. Die Zahl der Belegungen je 1.000 Einwohner*innen ging von 61 auf 49 zurück. nonformale Bildungsinteressen
Die Volkshochschulen konzentrieren sich zunehmend auf Sprachkurse (eine als positiv zu bewertende Reaktion auf den erhöhten Bedarf aufgrund der Flüchtlingswelle) und verringerten das berufsorientierte Angebot. Im interregionalen Vergleich bemühen sie sich besonders um das Nachholen von Schulabschlüssen. Die Universitäten der Metropole Ruhr haben nur ein geringes Angebot für ältere und Student*innen als Zielgruppe allgemeiner Weiterbildung. Dazu trägt ein fehlendes offenes Angebot für Ältere („Altenuniversität“) entscheidend bei. Gasthörer*innen
Der beruflichen Weiterbildung kommt bei der Bewältigung des Strukturwandels am Arbeitsmarkt besondere Bedeutung zu. In dieser Situation hat sich in der Metropole Ruhr die Zahl der durch Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit in den letzten Jahren Geförderten – entgegen dem bundesweiten Trend – erhöht. Während von den Maßnahmen Unqualifizierte überproportional häufig erreicht werden, haben Frauen und Personen über 45 Jahre vergleichsweise geringe Chancen, eine Weiterbildung zu erhalten.
Relativ schwach ausgebaut und mit rückläufigen Absolvent*innenzahlen zeigt sich die Situation bei den als Landeseinrichtungen der beruflichen Weiterbildung. Nicht anders ist die Situation bei den nach Bundesrecht geregelten Fachschulen der Wirtschaftsorganisationen. Sowohl bei den Fachschulabschlüssen als auch den Fortbildungsprüfungen der Wirtschaftsorganisationen zeigt sich eine starke Benachteiligung von Frauen durch die Konzentration auf gewerblich-technische Wirtschaftsbereiche. Mit dem Fortbildungsprüfungen fördert Nordrhein-Westfalen die Finanzierung der Weiterbildung. Das Programm kommt vorzugsweise Frauen zugute, ist aber finanziell erheblich schlechter ausgestattet als in den Anfangsjahren und führt durch die Abhängigkeit von betrieblichen Weiterbildungsinteressen zu erheblichen Disparitäten in den Fördergelegenheiten. Bildungsscheck
Die Weiterbildungsbeteiligung der Bevölkerung in der Metropole hat in den letzten Jahren leicht zugenommen. Weiterhin bestehen aber große Unterschiede nach Bildungsqualifikation. Dadurch verstärkt Weiterbildung Unterschiede im Bildungsniveau der Bevölkerung, anstatt sie zu verringern.
Bei den Erwerbstätigen geht die berufliche Weiterbildung zurück und bei Nichterwerbstätigen steigt die nicht berufliche Weiterbildung an. In der Metropole Ruhr ist der Anstieg der nicht beruflichen Weiterbildung bei Nichterwerbstätigen besonders hoch und ist vor allem für den Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung insgesamt im Ruhrgebiet verantwortlich.
Im Bundesdurchschnitt nehmen beruflich höher Qualifizierte (mit einer über eine duale Berufsausbildung hinausgehenden Qualifikation) 4,7 mal so häufig an Weiterbildung teil, wie Personen ohne einen Berufsabschluss. Das Ruhrgebiet befindet sich im Regionenvergleich in dieser Hinsicht in einer durchschnittlichen Position. Die unterschiedliche Weiterbildungsbeteiligung nach Bildungsniveau verweist auf die Herausforderung, mit der Ausweitung des Weiterbildungsangebots zugleich die Benachteiligung gering Qualifizierter zu verringern.
Insgesamt spiegelt die Situation der Weiterbildung die allgemein meist stagnative bis rückläufige Entwicklung. Ohne übergreifende Impulse wird die Region an dieser Situation wenig ändern können.
Wenn nichts anderes angegeben ist, beziehen sich die Werte in den Grafiken auf das Jahr 2018.