Bildungsbericht Ruhr 2020

Weiterbildung

Prof. Dr. em. Horst Weishaupt

6.2. Angebote allgemeiner Weiterbildung

Die allgemeine Weiterbildung ist nur in Ausnahmefällen der Formale BildungFormale Bildung findet in Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen statt und führt zu anerkannten Abschlüssen.formalen Bildung in Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen zuzurechnen, sondern findet meist außerhalb staatlicher oder staatlich anerkannter Einrichtungen statt und führt deshalb meist auch nicht zum Erwerb eines anerkannten Abschlusses. Mit der Vielfalt an nichtberuflicher Weiterbildung korrespondiert eine Vielzahl von Anbietern, über die aber keine differenzierten Informationen vorliegen. Mit den Volkshochschulen und den Wissenschaftlichen Hochschulen werden nachfolgend nur zwei öffentlich getragene Einrichtungen allgemeiner Weiterbildung mit verfügbaren statistischen Daten näher betrachtet.

Volkshochschulen bleiben wichtigster öffentlicher Anbieter

Seit 2010 hat sich die Entwicklung der grundlegenden Kennziffern der Volkshochschulen in der Metropole Ruhr verschlechtert (Abbildung 6.1). Die Zahl der Unterrichtsstunden ist von 849.600 im Jahr 2010 bis 2013 um ein Fünftel zurückgegangen und hat sich seither auf 774.200 Unterrichtsstunden 2018 wieder etwas erholt. Die Zahl der Kurse ist fast um ein Viertel geschrumpft und die Zahl der Belegungen hat sich um mehr als ein Viertel von 306.400 auf 227.100 verringert. Die Zahl der Belegungen je 1.000 Einwohner*innen ging von 61 auf 49 zurück.

Zwischen den Städten und Kreisen der Metropole Ruhr bestehen bei der Zahl der Unterrichtsstunden je 1.000 Einwohner*innen Unterschiede und es zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen, die teilweise verständlich werden, wenn man die Veränderungen bei den erteilten Unterrichtsstunden nach Programmbereichen zwischen 2010 und 2018 vergleicht (Abbildung 6.2). Die Bedeutung der Programmbereiche hat sich nämlich teilweise stark verändert: Vor allem der Bereich Arbeit-Beruf hat zugunsten des Sprachangebots, in dem 2010 39,2 % der Unterrichtsstunden und 2018 57,9 % erteilt wurden, stark an Bedeutung verloren. Die Ausweitung des Sprachangebots hat zu keiner Erhöhung des Gesamtangebots der Volkshochschulen geführt und verdeckt die erheblichen Einschränkungen in anderen Programmbereichen.

Die rückläufige Entwicklung des Unterrichtsangebots der Volkshochschulen in der Metropole Ruhr zwischen 2010 und 2018 entspricht ähnlichen Entwicklungen in Rheinland und Westfalen und damit in Nordrhein-Westfalen insgesamt (Abbildung 6.3). Auch das Unterrichtsangebot je 1.000 Einwohner*innen ist nur in Westfalen unwesentlich größer als in der Metropole Ruhr. Außerhalb von Nordrhein-Westfalen weisen die süddeutschen Regionen Rhein-Neckar, Stuttgart und München nicht nur ein weit höheres Unterrichtsangebot der Volkshochschule je 1.000 Einwohner*innen auf, sondern auch eine weitere Zunahme des Angebots in den letzten Jahren. Berlin zeigt einen Ausbau des Volkshochschulangebots auf einem insgesamt noch niedrigeren Niveau.

Die Struktur des Angebots nach Programmbereichen ist zwischen den betrachteten Regionen ähnlich, weil sich in allen Regionen der Anteil des Sprachunterrichts an allen Unterrichtsstunden zwischen 2010 und 2018 deutlich erhöht hat (Abbildung 6.4). Mit Ausnahme von Berlin und Stuttgart erhöhte sich der Anteil des Sprachunterrichts in den betrachteten Regionen um mindestens mehr als 10 Prozentpunkte und variiert 2018 in den betrachteten Regionen zwischen 50,1 % in Stuttgart und 70,6 % im Saarland. Die Metropole Ruhr hat im interregionalen Vergleich einen auffällig hohen Anteil an Unterrichtsstunden in den Bereichen Arbeit-Beruf und Grundbildung-Schulabschlüsse.

Die erweiterte Volkshochschulstatistik ab 2018 gestattet die Analyse der Belegungen nach Programmbereichen und damit eine näherungsweise Betrachtung der Zahl der Personen, die von bestimmten Angeboten erreicht werden. Die Zahl der Belegungen je 1.000 Einwohner*innen (Abbildung 6.5.) unterstreicht die relativ hohe Bedeutung, die dem Erwerb von Schulabschlüssen für die Arbeit der Volkshochschulen in der Metropole Ruhr zukommt. Im Rheinland und in Westfalen ist die Belegungshäufigkeit deutlich geringer. Außerhalb von Nordrhein-Westfalen hat nur in der Region München und im Saarland der Erwerb von Schulabschlüssen eine größere Bedeutung. Unterdurchschnittlich ist in der Metropole Ruhr die Zahl der Belegungen je 1.000 Einwohner*innen im berufsorientierten Programmbereich „Qualifikationen für das Arbeitsleben – IT – Organisation/Management“. Innerhalb Nordrhein-Westfalens weist Westfalen in diesem Programmbereich eine deutlich höhere Belegungsquote auf. In Frankfurt, Rhein-Neckar und Stuttgart ist dieser Programmbereich von besonderer Bedeutung.

Wenn die aktuelle Volkshochschulbeteiligung auf die Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren bezogen wird, dann kommen auf 1.000 Einwohner*innen in dieser Altersgruppe in der Metropole Ruhr 72 Belegungen, es werde also jährlich etwa 7 % der Bevölkerung dieser Altersgruppe erreicht (Mehrfachbelegungen missachtend). Angebote der Grundbildung und beruflichen Förderung erreichen 8,7 von 1.000 Einwohner*innen dieser Altersgruppe. Als Einrichtung der Grundbildung und Berufliche WeiterbildungBerufliche Weiterbildung dient der berufsbegleitenden Qualifizierung auf unterschiedlichen Qualifikationsniveaus. Zunächst soll sie Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung – und möglicherweise auch ohne Schulabschluss – den Abschluss einer Berufsausbildung ermöglichen. Auf dem mittleren Qualifikationssegment dient sie nach abgeschlossener Berufsausbildung und einer Phase der Berufstätigkeit dem vertiefenden Kompetenzerwerb mit dem Ziel einer Meisterprüfung und vergleichbarer Prüfungen auf einem dem Bachelor gleichgestellten Qualifikationsniveau. Für Akademiker*innen dient die berufliche Weiterbildung etwa dem berufsbegleitenden Erwerb eines Masters oder auf dem Master aufbauenden Spezialisierungen auf akademischem Niveau.beruflichen Fortbildung hat die Volkshochschule folglich nur eine ergänzende Bedeutung und sollte ihre Stellung als Einrichtung der allgemeinen Weiterbildung wieder stärken.

Die Unterschiede bei der Finanzierung der Volkshochschulen zwischen den Regionen sind aufschlussreich.

Die Metropole Ruhr hat im Regionenvergleich den niedrigsten Anteil von Teilnehmer*innenbeiträgen als Einnahmequelle (Abbildung 6.6). Dies trifft auch auf die anderen Regionen Nordrhein-Westfalens zu. Die zweite Auffälligkeit ist der mit 19 % hohe Finanzierungsanteil des Landes. Nur in Berlin ist der Landesanteil höher. Die Städte und Kreise der Metropole Ruhr verhalten sich sehr unterschiedlich gegenüber den besonderen Angebotsschwerpunkten und der sich daraus ergebenden Struktur der Volkshochschulbesucher. Innerhalb Nordrhein-Westfalens weist Westfalen eine vom Ruhrgebiet insgesamt deutlich andere Struktur der Volkshochschulfinanzierung auf, in der Teilnahmegebühren, Einnahmen aus Auftrags-/Projektmitteln und der kommunale Finanzierungsanteil eine erheblich größere Bedeutung haben.

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