Bildungsbericht Ruhr 2020
Frühe Bildung
2.1. Der Ausbau der Bildungsinfrastruktur
Der Ausbau der Infrastruktur in der frühen Bildung spiegelt sich in der gestiegenen Anzahl an KiTas in fast allen Kommunen der Metropole Ruhr (Abbildung 2.2). Nach Angaben der Kinder- und Jugendhilfestatistik
Strukturelle Veränderungen in der KiTa-Landschaft
Der Platzausbau ist nicht nur durch die Gründung neuer KiTas erfolgt, sondern – neben dem gleichzeitigen Ausbau der Kindertagespflege, auf die im Kontext der Bildungsbeteiligung noch eingegangen wird – nicht zuletzt durch den Trend hin zu größeren Einrichtungen (Abbildung 2.3). Dieser Trend ist bundesweit zu beobachten, wobei in Nordrhein-Westfalen die durchschnittliche Größe der Einrichtungen geringfügig über dem Bundesdurchschnitt liegt (vgl. Autorengruppe Fachkräftebarometer, 2019, S. 63).
Innerhalb von Nordrhein-Westfalen zeigt sich zum einen, dass der Anteil größerer Einrichtungen in der Metropole Ruhr traditionell höher ist als im Landesdurchschnitt (vgl. Regionalverband Ruhr, 2012a, S. 56), zum anderen ist ein deutlicher Zuwachs des Anteils größerer Einrichtungen zu beobachten. Höhere Anteile an großen Einrichtungen gibt es NRW-weit vor allem in kreisfreien Städten und dies insbesondere im Ruhrgebiet. So liegt der Anteil an sehr großen KiTas – also an Einrichtungen mit mehr als 100 Kindern – in den kreisfreien Städten des Ruhrgebiets bei durchschnittlich 10,4 %. In Gelsenkirchen und Oberhausen beträgt er jeweils 19,5 %. Nach Angaben der Stadt Duisburg beträgt der dort sogar 26,6 % (gegenüber 19,1 % 2013). Hier zeigt sich, dass die Kommunen unterschiedliche Ausbaustrategien verfolgen und teils eher Einrichtungen vergrößern, teils eher neu gründen.
Hinzu kommen Veränderungen bei der Organisation der Kindertagesbetreuung. Die Verantwortung für die Bereitstellung von Plätzen liegt beim jeweiligen örtlichen Jugendamt.
Jedoch gibt es strukturelle Veränderungen in der Organisation der KiTa-Landschaft, die anhand der einrichtungsbezogenen Zahlen nicht erkennbar sind (vgl. Klaudy et al., 2016, S. 14 f.): KiTas wurden in den letzten Jahren vielfach in kommunalen Eigenbetrieben oder in Zweckverbänden freier Träger zusammengefasst, sodass inzwischen viele Einrichtungen in größere organisatorische Zusammenhänge eingebunden sind.
Der Trend hin zu professionell gesteuerten großen Organisationen ist somit wesentlich bedeutsamer, als dies anhand der Einrichtungsgrößen erkennbar ist. Hinzu kommt eine qualitative Weiterentwicklung, verbunden mit einer Ausweitung des Funktionsspektrums von Kindertageseinrichtungen: Seit 2006 werden viele KiTas in Nordrhein-Westfalen nach und nach zu Familienzentren weiterentwickelt und bieten Familien im Sozialraum ein niederschwelliges Angebot an Familienbildung und -beratung. Hinzu kommt seit 2011 eine zusätzliche Förderung von Einrichtungen mit einem hohen Anteil an Kindern mit ungünstigen Startbedingungen (plusKITAs). Die Jugendämter in den einzelnen Kommunen – sowohl im Ruhrgebiet als auch NRW-weit – nutzen diese Landesprogramme in unterschiedlicher Weise, um, anknüpfend an die Institutionen früher Bildung, eine lokale Präventionspolitik auszubauen (vgl. Stöbe-Blossey et al., 2020).