Bildungsbericht Ruhr 2020

Rahmenbedingungen

Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler
Sebastian Jeworutzki

1.5. Bildungsstand in der Bevölkerung und in der Familie

Bildung findet nicht nur in den Institutionen des Bildungswesens statt. Die Bildungsressourcen der Familien sind von besonderer Bedeutung für die individuellen Bildungsbiografien. Soziale Herkunft, die zur Verfügung stehenden ökonomischen Ressourcen und das Bildungskapital in der Familie bestimmen die Unterstützungspotenziale der Familien. Außerhalb des unmittelbaren Einflusses von Schule und Unterricht beeinflussen sie die Kompetenzentwicklung der Kinder und Jugendlichen erheblich.

Der Bildungsstand einer Bevölkerung kann [...] als Indikator der vorhandenen Humanressourcen angesehen werden.

Neben diesen sogenannten primären Herkunftseffekten wirken auch sekundäre Herkunftseffekte, welche die Bildungsentscheidungen der Eltern in Abhängigkeit ihres sozioökonomischen Status’ und ihrer eigener Bildungsbiografie beeinflussen (vgl. Boudon, 1974). Der Bildungsstand einer Bevölkerung kann zudem als Indikator der vorhandenen Humanressourcen angesehen werden. Die einmal erworbenen Bildungsabschlüsse bestimmen zu einem großen Teil die Zugangsmöglichkeiten zu weiterführenden Ausbildungsgängen.

Allgemeine Schulbildung der Bevölkerung und der Familien

Auf Basis der Daten des MikrozensusDer Mikrozensus ist die jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik, bei der ungefähr 1 % der Bevölkerung zu Demografie, Erwerbstätigkeit und Bildung befragt werden. Da es sich beim Mikrozensus um eine repräsentative Zufallsstichprobe handelt, lassen sich die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragen und erlauben aufgrund der großen Anzahl an Befragten zudem auch regionale Analysen.

Vergleichbarkeit der Angaben aus dem Mikrozensus

Durch Umstellung auf eine neue Stichprobe 2016 ist die Vergleichbarkeit der Mikrozensusergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 mit Jahren davor teilweise eingeschränkt. Durch eine neue Auswahlgesamtheit im Jahr 2016 ist anzunehmen, dass größere Haushalte und insbesondere Ehepaare mit Kindern im Mikrozensus geringfügig unterrepräsentiert sind. Diese Unterrepräsentation kumuliert sich über die Jahre, sodass bei einer Aktualisierung der Auswahl das Niveau wieder angehoben wird. In der Zeitreihe macht sich diese Niveauanpassung durch eine Zunahme größerer Haushalte sowie von Ehepaaren mit Kindern bemerkbar. Des Weiteren ist zu vermuten, dass mit der Niveauanpassung von Ehepaaren mit Kindern auch eine Zunahme der Erwerbstätigen einhergeht, da Väter eine generell hohe Erwerbsbeteiligung aufweisen (Statistisches Bundesamt, 2017).
Mikrozensus
können Angaben zum Bildungsstand der Bevölkerung insgesamt sowie der Bevölkerung in Familien mit ledigen Kindern in den Regionen gemacht werden.*Im Mikrozensus sind alle Personen, die in einem Haushalt oder einer Familie leben und älter als 15 Jahre sind, Befragungspersonen. Generell ist zu beobachten, dass in der Bevölkerung aller Regionen die Anteile höherer Schulabschlüsse zunehmen (Abbildung 1.20). Im Ruhrgebiet hatten im Jahr 2013 noch 41,9 % aller Einwohner*innen als höchsten Schulabschluss einen Volks- oder Hauptschulabschluss. Fünf Jahre später, 2018, liegt dieser Wert nur noch bei 36,0 %. Einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss wiesen im Jahr 2013 20,4 % auf, 2018 lag dieser Wert relativ unverändert bei 20,6 %. Einen starken Zuwachs konnten dagegen die Anteile an Fachhochschul- bzw. Hochschulreife verzeichnen: Sie stiegen von 27,1 % im Jahr 2013 auf 32,1 % im Jahr 2018. Der Anteil von Personen ohne allgemeinen Schulabschluss lag 2013 bei 5,3 % und erhöhte sich leicht auf 6,7 % im Jahr 2018.

Generell ist zu beobachten, dass diese Anteile, die sich hier auf die Gesamtbevölkerung beziehen, jeweils stark vom Alter der in den Blick genommenen Bevölkerung abhängen. So sind im Ruhrgebiet die Anteile der Volks- und Hauptschulabschlüsse bei über 65-Jährigen mit 65,6 % am höchsten, bei den 20 bis 25-Jährigen liegt der Anteil nur bei 13,2 %. Schränkt man die Betrachtung auf Personen in Familien mit ledigen Kindern ein, sind daher auch die Anteile der Volks- und Hauptschulabschlüsse niedriger und die Anteile der noch in schulischer Ausbildung befindlichen Personen höher.

Auch in allen anderen Regionen lässt sich ein deutlicher Rückgang von Volks- und Hauptschulabschlüssen und ein starker Anstieg der Fachhochschul- oder Hochschulreife beobachten, wobei sich die Niveauunterschiede in den Anteilswerten zwischen den Regionen bei den Abschlussformen quasi spiegelverkehrt verhalten. In der Region München sind die Anteile an Volks- und Hauptschulabschlüssen im regionalen Vergleich am niedrigsten, dafür die Anteile an Fachhochschul- und Hochschulreife in der Bevölkerung am höchsten. In der Region Saarland ist es genau umgekehrt.

Geringer Anteil an Hochschulabsolvent*innen in der Metropole Ruhr

Im Rahmen der Darstellung des Bildungsstands der Bevölkerung und der Familie ist neben der Entwicklung der höchsten Schulabschlüsse auch der Bereich der beruflichen Bildungsabschlüsse relevant. Abbildung 1.21 zeigt für alle Vergleichsregionen den Anteil der Bevölkerung und Personen in Familien mit ledigen Kindern nach beruflichen Bildungsabschlüssen in den Untersuchungsjahren. Es wird insgesamt zwischen sechs Kategorien unterschieden: Fachschulabschluss (inkl. Fachschulabschluss DDR, der nur für die Region Berlin relevant ist), Lehre/ Berufsausbildung, Hochschulabschluss (Uni und FH), Promotion, in schulischer/beruflicher Ausbildung (noch keinen Abschluss) sowie die Kategorie der Personen ohne beruflichen Abschluss (die nicht in Ausbildung sind).

Im Ruhrgebiet ist der Anteil der Bevölkerung mit Hochschulabschluss von 10,4 % im Jahr 2013 auf 12,9 % in 2018 gestiegen, der Anteil mit Lehre/Berufsausbildung ist im Gegenzug von 50,4 % im Jahr 2013 auf 47,1 % in 2018 gesunken. Eine Promotion wiesen in der Bevölkerung 2013 nur 0,7 % auf, der Anteil erhöhte sich bis zum Jahr 2018 auf 0,9 %. Auch bei den Fachschulabschlüssen ergibt sich eine leichte Steigerung von 6,4 % auf 7,1 %.

Der Anteil der Bevölkerung ohne beruflichen Abschluss und ohne laufende Ausbildung liegt relativ konstant bei 22 % und ist damit im Ruhrgebiet im Vergleich zu allen anderen Regionen am höchsten.

Der Regionenvergleich macht deutlich, dass im Ruhrgebiet insbesondere der Anteil an Hochschulabsolvent*innen – trotz des zu beobachtenden Zuwachses – von 10,5 % im Jahr 2013 auf 12,9 % im Jahr 2018 ausgesprochen gering ausfällt.

Der Anteil der Bevölkerung ohne beruflichen Abschluss und ohne laufende Ausbildung liegt relativ konstant bei 22 % und ist damit im Ruhrgebiet im Vergleich zu allen anderen Regionen am höchsten.

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