Bildungsbericht Ruhr 2020
Frühe Bildung
Heterogener Entwicklungsstand in den sprachunabhängigen Bereichen
Rund 9.070 Einschulungskinder zeigen Auffälligkeiten beim Erkennen und Zeichnen von Objekten und Formen (Abbildung 2.23). Bei rund 5.370 Kindern werden bei den Probleme im Umgang mit Zahlen und Mengen sichtbar. Kinder, die über altersgerechte Sprachkompetenzen verfügen, zeigen auch zu einem hohen Anteil eine altersgemäße Entwicklung in diesen beiden Bereichen (Zahlen und Mengen: 94,7 %; Objekte und Formen: 86,5 %). Deutlich anders sieht die Situation bei Kindern aus, die Probleme im Umgang mit der deutschen Sprache haben: Nur drei von fünf Kindern (60,1 %) können ohne Probleme Objekte und Formen erkennen und zeichnen, und nur rund zwei von drei Kindern (67,8 %) können altersgerecht mit Zahlen und Mengen umgehen. Schuleingangsuntersuchungen
Bei der Differenzierung nach Bildungsstand und Familiensprache wird sichtbar, dass bei Kindern aus deutschsprachigen Familien mit niedrigem Bildungsstand besonders häufig (sozial bedingte) Entwicklungsverzögerungen vorliegen. Bei Kindern aus anderssprachigen Familien spielt der formale Bildungsstand der Eltern hingegen eine deutlich geringere Rolle. Für sie erweisen sich die Deutschkenntnisse als Schlüsselkompetenz, um ihre Fähigkeiten in den anderen Entwicklungsbereichen zeigen zu können. Diese Ergebnisse sensibilisieren dafür, dass für die Arbeit in den KiTas und Schulen eine sehr differenzierte pädagogische Diagnostik notwendig ist. Gegebenenfalls sind ärztliche und therapeutische Expertisen einzuholen, denn Kinder, die medizinisch bedingte Entwicklungsverzögerungen zeigen, benötigen andere Formen der Förderung als Kinder mit sozial bedingten Entwicklungsrückständen. Des Weiteren gilt es Konzepte umzusetzen, mit denen Kinder aus anderssprachigen Familien und einer altersgerechten Gesamtentwicklung in der KiTa und der Grundschule Deutsch als Zweitsprache lernen und als Bildungssprache weiterentwickeln können.