Bildungsbericht Ruhr 2020
Berufliche Bildung
Mehr Ausbildungsplätze - aber Matchingprobleme bei der dualen Berufsausbildung
Die duale Berufsausbildung ist einer der zentralen Eckpfeiler beruflicher Bildung in Deutschland und bietet für einen sicheren Weg in Arbeitsmarkt und Beschäftigung, weshalb hier einer der zentralen Gründe für die im europäischen Vergleich seit Jahren niedrigste Quote der Jugendarbeitslosigkeit zu sehen ist (vgl. Bosch, 2018). Damit hat sich diese Ausbildungsform international einen sehr guten Namen gemacht und in vielen Ländern gibt es großes Interesse, dieses „deutsche Modell“ zu übertragen bzw. zu kopieren (vgl. Cedefop, 2020). Trotzdem ist das Interesse der jungen Menschen für diese Ausbildungsform in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die ihre Schule mit einer Schulabgänger*innen abschließen und sich immer öfter für ein Studium entscheiden. Damit hat sich die Versorgungsquote im Interesse der Bewerber*innen zum Positiven entwickelt, wie unten zu zeigen sein wird. Die Problematik zeigt sich nun eher auf Seiten der Betriebe, die zunehmend Schwierigkeiten haben, qualifizierte Schulabgänger*innen für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen und mit der Steigerung des Angebots von Ausbildungsplätzen sowie einer Optimierung der Attraktivität desselben einen entscheidenden Schritt gegen den Fachkräftemangel gehen müssen (vgl. Arnold et al., 2017; BMBF, 2020a). Hochschulzugangsberechtigung
Das Angebot, welches an Berufskollegs in der Metropole Ruhr für die Ausbildung [...] zur Verfügung steht, umfasst eine große Anzahl an fachlichen Ausrichtungen.
Betrachten wir die Entwicklung der nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen Berufsausbildungsstellen, so zeigt sich sowohl für Gesamt-NRW ein Zuwachs (plus 13.8 %) als auch für das Ruhrgebiet, hier allerdings etwas geringer mit 13 % für den Zeitraum zwischen 2013 und 2019. Auf der anderen Seite sinkt die Anzahl der gemeldeten Bewerber*innen für eine Berufsausbildung im selben Zeitraum um etwa 11 % sowohl in der Metropole Ruhr als auch in ganz NRW. Die Abbildung 4.2 veranschaulicht diese Entwicklung.
Im Zeitverlauf der oben dargestellten Jahre zeigt sich anhand der Angebot-Nachfrage-Relation eine deutliche Verbesserung der rein quantitativen Versorgungsquote derjenigen Jugendlichen, die sich um einen Ausbildungsplatz im dualen System bewerben und verbessert insofern ihre Erfolgschancen am Ausbildungsmarkt. Dies gilt sowohl für das gesamte Land NRW als auch für die Metropole Ruhr, hier allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau, wie der folgende Überblick (Abbildung 4.3) aufzeigt.
Trotz dieser positiven Entwicklung im Hinblick auf die Versorgung der Schulabgänger*innen mit einem Ausbildungsplatzangebot, deckt dieses bereits rein rechnerisch nicht den Bedarf. Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Bedarf in Abhängigkeit von den Präferenzen der Bewerber*innen in einigen Ausbildungsberufen höher liegt als in anderen, sodass in diesen Bereichen die Versorgungsquote entsprechend niedriger liegt.
Die sich daraus ergebenden Matchingprobleme spiegeln sich in einer wachsenden Zahl sowohl nicht besetzter Stellen als auch unversorgter Bewerber*innen wider, wobei die Zahl der Letzteren weniger deutlich steigt, wie Abbildung 4.4 zeigt.
Dass sowohl die Zahl der unbesetzten Stellen als auch die der unversorgten Bewerber*innen wächst, liegt daran, dass zum einen die räumliche Verteilung eine unterschiedliche ist und zum anderen die Qualifikationsanforderungen der Stellen häufig nicht kompatibel mit dem Qualifikationsniveau der Schulabgänger*innen sind.