Bildungsbericht Ruhr 2020

Berufliche Bildung

Dr. Sirikit Krone

Mehr Ausbildungsplätze - aber Matchingprobleme bei der dualen Berufsausbildung

Die duale Berufsausbildung ist einer der zentralen Eckpfeiler beruflicher Bildung in Deutschland und bietet für Absolvent*innen, Abgänger*innen und Abbrecher*innenIm allgemeinbildenden Schulwesen werden Personen, die die Schule mit mindestens Hauptschulabschluss verlassen, als Absolvent*innen bezeichnet; Abgänger*innen sind Personen, die die allgemeinbildende Schule nach Vollendung der Vollzeitschulpflicht ohne zumindest den Hauptschulabschluss verlassen. Dies schließt auch Jugendliche ein, die einen spezifischen Abschluss der Förderschule erreicht haben. Im Bereich der beruflichen Ausbildung gelten Personen, die einen Bildungsgang mit Erfolg durchlaufen, als Absolvent*innen. Wird ein Bildungsgang vorzeitig bzw. eine vollqualifizierende Ausbildung ohne Berufsabschluss verlassen, handelt es sich um Abbrecher*innen. Diese können gleichwohl die Möglichkeit genutzt haben, einen allgemeinbildenden Schulabschluss nachzuholen. Im Hochschulbereich bezeichnet man Personen, die ein Studium erfolgreich abgeschlossen haben, als Absolvent*innen. Studienabbrecher*innen sind Studierende, die das Hochschulsystem ohne Abschluss verlassen. Personen, die einen Studienabschluss nach dem Wechsel des Studienfachs und/oder der Hochschule erwerben, gelten nicht als Abbrecher*innen.Schulabgänger*innen einen sicheren Weg in Arbeitsmarkt und Beschäftigung, weshalb hier einer der zentralen Gründe für die im europäischen Vergleich seit Jahren niedrigste Quote der Jugendarbeitslosigkeit zu sehen ist (vgl. Bosch, 2018). Damit hat sich diese Ausbildungsform international einen sehr guten Namen gemacht und in vielen Ländern gibt es großes Interesse, dieses „deutsche Modell“ zu übertragen bzw. zu kopieren (vgl. Cedefop, 2020). Trotzdem ist das Interesse der jungen Menschen für diese Ausbildungsform in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die ihre Schule mit einer HochschulreifeDie Qualifikation für einen universitären Studiengang wird durch ein Zeugnis der Hochschulreife (allgemeine Hochschulreife oder fachgebundene Hochschulreife) nachgewiesen. Die allgemeine Hochschulreife berechtigt uneingeschränkt zum Studium an Universitäten und Fachhochschulen. Ein Zeugnis der fachgebundenen Hochschulreife berechtigt außer zum Studium an Fachhochschulen auch zum Studium bestimmter Fächer an Universitäten. Die Qualifikation für das Studium an Fachhochschulen kann auch durch ein Zeugnis der Fachhochschulreife nachgewiesen werden. Die Hochschulreife und die Fachhochschulreife können durch verschiedene Bildungsgänge erworben werden.Hochschulzugangsberechtigung abschließen und sich immer öfter für ein Studium entscheiden. Damit hat sich die Versorgungsquote im Interesse der Bewerber*innen zum Positiven entwickelt, wie unten zu zeigen sein wird. Die Problematik zeigt sich nun eher auf Seiten der Betriebe, die zunehmend Schwierigkeiten haben, qualifizierte Schulabgänger*innen für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen und mit der Steigerung des Angebots von Ausbildungsplätzen sowie einer Optimierung der Attraktivität desselben einen entscheidenden Schritt gegen den Fachkräftemangel gehen müssen (vgl. Arnold et al., 2017; BMBF, 2020a).

Das Angebot, welches an Berufskollegs in der Metropole Ruhr für die Ausbildung [...] zur Verfügung steht, umfasst eine große Anzahl an fachlichen Ausrichtungen.

Betrachten wir die Entwicklung der nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen Berufsausbildungsstellen, so zeigt sich sowohl für Gesamt-NRW ein Zuwachs (plus 13.8 %) als auch für das Ruhrgebiet, hier allerdings etwas geringer mit 13 % für den Zeitraum zwischen 2013 und 2019. Auf der anderen Seite sinkt die Anzahl der gemeldeten Bewerber*innen für eine Berufsausbildung im selben Zeitraum um etwa 11 % sowohl in der Metropole Ruhr als auch in ganz NRW. Die Abbildung 4.2 veranschaulicht diese Entwicklung.

Im Zeitverlauf der oben dargestellten Jahre zeigt sich anhand der Angebot-Nachfrage-Relation eine deutliche Verbesserung der rein quantitativen Versorgungsquote derjenigen Jugendlichen, die sich um einen Ausbildungsplatz im dualen System bewerben und verbessert insofern ihre Erfolgschancen am Ausbildungsmarkt. Dies gilt sowohl für das gesamte Land NRW als auch für die Metropole Ruhr, hier allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau, wie der folgende Überblick (Abbildung 4.3) aufzeigt.

Trotz dieser positiven Entwicklung im Hinblick auf die Versorgung der Schulabgänger*innen mit einem Ausbildungsplatzangebot, deckt dieses bereits rein rechnerisch nicht den Bedarf. Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Bedarf in Abhängigkeit von den Präferenzen der Bewerber*innen in einigen Ausbildungsberufen höher liegt als in anderen, sodass in diesen Bereichen die Versorgungsquote entsprechend niedriger liegt.

Die sich daraus ergebenden Matchingprobleme spiegeln sich in einer wachsenden Zahl sowohl nicht besetzter Stellen als auch unversorgter Bewerber*innen wider, wobei die Zahl der Letzteren weniger deutlich steigt, wie Abbildung 4.4 zeigt.

Dass sowohl die Zahl der unbesetzten Stellen als auch die der unversorgten Bewerber*innen wächst, liegt daran, dass zum einen die räumliche Verteilung eine unterschiedliche ist und zum anderen die Qualifikationsanforderungen der Stellen häufig nicht kompatibel mit dem Qualifikationsniveau der Schulabgänger*innen sind.

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