Bildungsbericht Ruhr 2020
Rahmenbedingungen
1. Rahmenbedingungen für die Bildungsprozesse in der Metropole Ruhr
Dieser Bildungsbericht konzentriert sich auf die Metropole Ruhr, also die kreisfreien Städte und Kreise im Regionalverband Ruhr. Die Region ist durch eine besondere Entwicklung gekennzeichnet: Sie verdankt ihre Entstehung einer dynamischen Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist auch heute noch, nach dem Ende des montanindustriellen Sektors, eine Region im Um- und Aufbruch. Der in Nordrhein-Westfalen zeigte sich im Ruhrgebiet besonders deutlich. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche Arbeitsplätze aus der ehemals dominierenden Montanindustrie und dem Produzierenden Gewerbe in den Dienstleistungsbereich verlagert. Darüber hinaus hat sich die Metropole Ruhr in Teilen zu einer wissensorientierten Region entwickelt. In den 1960er-Jahren entstanden im Zusammenhang mit der „Bildungsexpansion“ die ersten Hochschulen im Ruhrgebiet, mit dem Ziel, den steigenden Studierendenzahlen ein entsprechendes Angebot entgegenzustellen und das Bildungsniveau vor allem der Arbeiterschaft zu erhöhen. Mittlerweile bilden die 22 Hochschulen in der Region die dichteste Hochschullandschaft Europas. sektorale Strukturwandel
Vor allem die ehemaligen Arbeiterstadtteile des Ruhrgebiets stehen bis heute vor besonderen Herausforderungen. Dort verdichtet sich häufig eine schwierige Gemengelage aus hoher und langfristiger Arbeitslosigkeit, schwachen Übergangsquoten von Grundschulen in weiterführende Schulen und weniger jungen Menschen mit (Döhrmann & Streiter, 2017). Hochschulberechtigung
Die Region [...] ist auch heute noch, nach dem Ende des montanindustriellen Sektors, im Um- und Aufbruch.
Besonders im Ruhrgebiet überlagern sich „soziale Segregation“ und „demografische Segregation“ sowie „ethnische Segregation“ in bestimmten Bezirken im Norden der großen Städte. Viele der ursprünglichen Arbeitergebiete im nördlichen Teil des Ruhrgebiets haben sich nach dem wirtschaftlichen Strukturwandel und dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt zu sozial benachteiligten Bezirken mit – im Vergleich zum Rest des Landes – hohen Arbeitslosenquoten entwickelt. Gleichzeitig zeigen Analysen, dass im wohlhabenderen Süden des Ruhrgebiets der Anteil an Kindern besonders gering ist und die Mehrzahl der Kinder im sozial benachteiligten Norden aufwächst. Dies hat auch Konsequenzen für die Bildungs- und Lebenschancen der Kinder (Jeworutzki et al., 2017).
Um die Rahmenbedingungen der Bildungsprozesse deutlich zu machen, beginnt der Bericht mit einer gebündelten Darstellung ausgewählter Indikatoren, die die sozioökonomische Entwicklung in der Metropole Ruhr in den letzten Jahren aufzeigen. Wir konzentrieren uns dabei auf Eckdaten übergreifender Prozesse wie die der demografischen Entwicklung, der wirtschaftlichen und sozialstrukturellen Entwicklung, der Erwerbstätigkeit und der Entwicklung der Familien- und Lebensformen.
Zur besseren Einordnung der dargestellten Rahmenbedingungen in der Metropole Ruhr werden zur Analyse Vergleichsregionen in Deutschland herangezogen, die sich strukturell durchaus vom Ruhrgebiet unterscheiden können, aber im weitesten Sinne auch den Charakter von Metropolregionen aufweisen. Mit Metropolregionen sind i. d. R. Verdichtungsräume gemeint, die als „Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung gelten. Sie zeichnen sich durch eine zentrale Rolle im Städtesystem aus und sind gekennzeichnet durch gute bis sehr gute Erreichbarkeit“ (vgl. Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, 2019, S. 4).
Der Einbezug der Vergleichsregionen macht es notwendig, auf bundesweit einheitliche Datengrundlagen zurückzugreifen. Aus diesem Grund basieren die folgenden Darstellungen insbesondere auf Auswertungen des und des Tabellenprogramms der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes und des Statistischen Landesamtes NRW (IT.NRW). amtlichen Regionaldatenbank