Bildungsbericht Ruhr 2020
Hochschule
5.6. Ausblick
Die Hochschulen in der Metropole Ruhr stehen vor besonderen Herausforderungen. Nicht nur die ist geringer als in den herangezogenen Vergleichsregionen, sondern die Student*innen sind besonders divers und müssen beispielsweise auch während des Semesters deutlich mehr Zeit in Nebenjobs zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts aufwenden. Dennoch liegt der Anteil der BAföG-Empfänger*innen unter dem Bundesdurchschnitt. Innerhalb der Vergleichsregionen findet sich in der Metropole Ruhr der höchste Anteil von Student*innen, die aus einem nicht akademischen Elternhaus stammen, sowie der höchste Anteil von Elternhäusern, in denen die gesprochene Familiensprache nicht Deutsch ist. Die Öffnung der Zugangswege zur Hochschule funktioniert in der Metropole Ruhr erstaunlich gut. So erwirbt ein vergleichsweise hoher Anteil der Student*innen die Studienberechtigtenquote nicht am Gymnasium, sondern an anderen Schulformen wie der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe oder dem Berufskolleg. Dennoch gibt es einen starken Rückgang der Frauenquote, wenn die Studienberechtigtenquote mit der Hochschulzugangsberechtigung verglichen wird. Viele weibliche Studienberechtigte wählen danach einen anderen Berufsweg als das Hochschulstudium. Studienanfänger*innenquote
Bei Betrachtung der Betreuungsrelationen an den Universitäten weist die Metropole Ruhr nach dem Rheinland die zweitschlechteste in Deutschland auf. Da die Differenz zwischen Studienanfänger*innen- und im Rheinland noch schlechter ist als in der Metropole Ruhr, kann hier auch ein negativer Zusammenhang mit den suboptimalen Betreuungsrelationen vermutet werden. Erstabsolvent*innenquote
In der Metropole Ruhr müssen sowohl in der beruflichen Bildung als auch an der Hochschule ein höherer Anteil von Abschlüssen erzielt werden. Die geringe Erstabsolvent*innenquote liegt aber vor allem an der geringen Studienberechtigtenquote. Das wiederum könnte zumindest teilweise auch mit der schlechten Betreuungsrelation zusammenhängen.
Multivariate Analysen haben gezeigt, dass soziale Integration signifikant die Studienabbruchstendenz verringert. Aus diesem Grund muss soziale Integration in die Hochschulen weiterhin gefördert werden, besonders weil der Anteil der First Generation Academics unter den Student*innen in der Metropole Ruhr vergleichsweise sehr hoch ist.
Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass viele Student*innen ihre Nebenjobs verloren haben. Insofern trifft die Corona-Krise die Student*innen in der Metropole Ruhr besonders, weil dort überdurchschnittlich viele von ihnen auf einen Nebenjob angewiesen sind. Ob und wie sich die Corona-Pandemie langfristig auf Organisation und Qualität der Lehre auswirkt, bleibt abzuwarten.