Bildungsbericht Ruhr 2020

Weiterbildung

Prof. Dr. em. Horst Weishaupt

Weiterbildende Angebote der Hochschulen haben erhebliches Ausbaupotenzial

Durch die in den letzten Jahrzehnten expandierenden „Universitäten des dritten Lebensalters“ wurde zunehmend bewusst, dass die Hochschulen nicht nur junge Studierende auf eine Berufstätigkeit vorbereiten und über Aufbau- und weiterbildende Studiengänge zur akademischen Qualifizierung von Berufstätigen beitragen, sondern auch Aufgaben der allgemeinen Weiterbildung übernehmen. Das kann bei Student*innen angenommen werden, die keinen Studienabschluss anstreben oder Studiengänge belegen, die keinen Abschluss ermöglichen. Dies ist an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen eine sehr kleine Gruppe von nur 410 Student*innen 2018/19. Weitaus größer ist die Gruppe der Gasthörer*innen an HochschulenGasthörer*innen können auch ohne formale Hochschulreife an einzelnen Kursen und Lehrveranstaltungen der Hochschulen teilnehmen. Zwar ist keine Abschlussprüfung möglich, dennoch gestattet das Gaststudium wissenschaftliche Weiterbildung und ist damit ein wichtiges Element im Kontext des „lebenslangen Lernens“. Für Studierende gibt es nach dem jeweiligen Hochschulrecht des Landes häufig auch die Möglichkeit, Lehrveranstaltungen als Zweithörer*in (Gaststudent*innen) zu belegen und diese somit in ihren Studiengang einzubringen.Gasthörer*innen ab 55 Jahre. Zu dieser Gruppe zählten im Wintersemester 2018/19 insgesamt 6.374 Student*innen an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Auch bei diesen Student*innen sind vermutlich überwiegend akademische Bildungsinteressen nach der Erwerbsphase bestimmend für das Studium. Diese Student*innengruppe umfasste 2018/19 immerhin ebenfalls 3.775 Student*innen.

Wie der Abbildung 6.7 zu entnehmen ist, hat sich die Zahl der hier ausgewählten Student*innengruppen seit 2013/14 von 8.791 auf insgesamt 10.554 im Wintersemester 2018/19 erhöht (+20 %). Im Rheinland ist mit 28 % die Zunahme der Student*innen überproportional hoch, während in der Metropole Ruhr mit 12 % und in Westfalen mit 14 % der Zuwachs unterdurchschnittlich ist. In der Metropole Ruhr gibt es nur einen sehr niedrigen Anteil von Gasthörer*innen unter den älteren Studierenden, was auf fehlende offene Studienprogramme für Senior*innen an den Ruhr-Universitäten zurückzuführen ist.*Duisburg-Essen und Bochum bieten keine speziellen Programme für Senior*innen an. In Dortmund gibt es nur ein fünfsemestriges Programm zur Vorbereitung auf ehrenamtliche Tätigkeiten im Alter. Nicht berücksichtigt wurde die FernUniversität Hagen, bei der 2018/19 1.164 Gasthörer*innen ab 55 Jahre eingeschrieben waren. Auffallend ist der niedrige Anteil der Fachhochschulen unter den hier ausgewählten Student*innen von etwa 9 % im Wintersemester 2018/19. Unter den herausgegriffenen Gruppen von Studierenden beträgt der Frauenanteil etwa 43 % mit relativ geringen Unterschieden zwischen der Art des Studiengangs.

Auf den Anteil der Bevölkerung, der von diesen Angeboten erreicht wird, lässt sich schließen, wenn die Student*innen auf die Bevölkerung von 55 bis 75 Jahren bezogen werden. Danach gehörten von 1.000 der durchschnittlichen Bevölkerung, in der ausgewählten Altersgruppe, zwischen 2013 und 2018 landesweit 2,3 zu den ausgewählten Student*innengruppen. Während im Rheinland die Beteiligung mit 2,4 etwa dem Landesdurchschnitt entspricht, ist sie mit 3,3 in Westfalen sehr viel höher und in der Metropole Ruhr mit 1,3 sehr viel geringer. Angesichts der bisherigen Teilnehmer*innenzahlen hat dieses Weiterbildungssegment noch erhebliches Ausbaupotenzial – vor allem auch in der Metropole Ruhr.

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