Bildungsbericht Ruhr 2020

Frühe Bildung

Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey
Dr. PH Sabine Wadenpohl

Fehlende altersgemäße Kompetenzen in der deutschen Sprache

In der Metropole Ruhr wurde im Jahr 2017 bei rund 13.105 Einschulungskindern festgestellt, dass – bezogen auf deutsche Sprachkenntnisse – ihre Sprachkompetenz nicht dem Alter entsprach (Abbildung 2.21).*Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist hier nicht einbezogen, da dort SOPESS nicht umgesetzt wird. Dabei ist es nachvollziehbar, dass dies besonders häufig auf jene Kinder zutrifft, die in ihren Familien nicht die Möglichkeit haben, Deutsch als Erstsprache zu lernen. Eine altersgerechte Sprachkompetenz haben 85,1 % der Kinder aus deutschsprachigen Familien und lediglich 29,2 % der Kinder aus anderssprachigen Familien. Unabhängig von der Familiensprache besteht darüber hinaus ein starker Zusammenhang zwischen der formalen Bildung der Eltern und der Sprachkompetenz der Kinder, denn die Sprachkompetenz der Kinder ist umso besser, je höher die schulischen und beruflichen Bildungshintergrund im Kontext der SchuleingangsuntersuchungenEinladungen zu den Einschulungsuntersuchungen wird in NRW ein Fragebogen beigelegt, in dem die Eltern gebeten werden, über ihren Schulabschluss und ihren beruflichen Abschluss Auskunft zu geben. Die Beantwortung dieser Fragen ist freiwillig. Gefragt wird nach dem jeweils höchsten erworbenen schulischen und beruflichen Abschluss der Mutter und des Vaters. Für den Bildungsstand des Haushaltes zählt der Bildungsstand des Elternteils, das die höchsten formalen Abschlüsse erworben hat. Die acht möglichen Ausprägungen werden in drei Kategorien zusammengefasst: Punktwert 1 bis 3: niedriger Bildungsstand; Punktwert 4 bis 6: mittlerer Bildungsstand; Punktwert 7 bis 8: hoher Bildungsstand (siehe Abbildung unten).

Die Definition entspricht den Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie, der Gesellschaft Informatik, Biometrie und Epidemiologie, der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention sowie der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft (Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, 2008, S. 45).
Bildungsabschlüsse der Eltern
sind (Abbildung 2.22).

Für die Kinder, die in ihren Familien nicht ausreichend gefördert werden können, sind die Kindertageseinrichtungen der Lebens- und Bildungsraum, in dem sie die deutsche Sprache lernen und ihre Kompetenzen entwickeln können. Diese Kinder profitieren in besonderem Maße von einem langen KiTa-Besuch. So haben nur 65,1 % der Kinder aus deutschsprachigen Familien mit niedrigem Bildungsstand altersgerechte Sprachkompetenzen, wenn sie weniger als 2 Jahre die KiTa besuchen. Der Anteil steigt jedoch bis auf 74,9 %, wenn die Kinder zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits länger als drei Jahre in die KiTa gehen. Deutlich geringer fallen die Effekte für Kinder aus deutschsprachigen Familien mit hohem Bildungsstand aus. Diese Kinder werden offenkundig in hohem Maße auch in ihrem familiären Umfeld, sowie durch Angebote außerhalb der Familie (Sport, Musik, Freizeitgestaltung) gefördert. Besonders stark profitieren Kinder aus anderssprachigen Familien von einem frühen KiTa-Besuch, wobei sich hier ein mittlerer oder hoher Bildungsstand der Eltern zusätzlich als förderlich erweist. Möglicherweise werden die Kinder in diesen Familien darin bestärkt, Deutsch zu lernen und Kontakt zu einem deutschsprachigen Umfeld zu pflegen.

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