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Bildungsbericht Ruhr 2020

Zusammenfassung


7.3. Frühe Bildung

Infrastruktur und Beteiligungsquote

Die Infrastruktur früher Bildung wurde in der Metropole Ruhr in den letzten Jahren stark ausgebaut. Allerdings ist die Anzahl der unter sechsjährigen Kinder schneller gewachsen als die Infrastruktur. Die unterdurchschnittlichen und bei den über Dreijährigen sinkenden Beteiligungsquoten sowie die geringen Anteile an langen Betreuungszeiten deuten darauf hin, dass weiterhin erhebliche Anstrengungen beim quantitativen Ausbau erforderlich sind. Qualitativ gab es in Form von Kindertageseinrichtungen in den letzten Jahren in der Metropole Ruhr erhebliche Weiterentwicklungen bei der ganzheitlichen Beratung, Begleitung und Unterstützung von Familien und der gezielten Förderung von Kindern.

Disparitäten als Herausforderung

Der Anteil der Kinder mit MigrationshintergrundDie Angaben zum Migrationshintergrund stammen aus dem Grundprogramm des Mikrozensus: „Als Person mit Migrationshintergrund gilt, wer nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt oder außerhalb des heutigen Gebietes der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde und seit dem 1. Januar 1950 zugewandert ist oder wer mindestens ein zugewandertes Elternteil hat.“ Informationen zum Migrationshintergrund der Bevölkerung stehen erst ab dem Jahr 2016 zur Verfügung. In der Kommunalstatistik werden z. T. leicht davon abweichende Definitionen verwendet, um den Migrationshintergrund mithilfe der Angaben im Melderegister bestimmen zu können.

In der Kinder- und Jugendhilfestatistik werden bei Kindern die Merkmale „Migrationshintergrund“ und „Familiensprache“ erfasst. Der Migrationshintergrund eines Kindes wird anhand der ausländischen Herkunft mindestens eines Elternteils definiert. Die unterschiedlichen Datenquellen (IT. NRW, Gemeindedatensatz, Statistik der BA), die im Kapitel „Berufliche Bildung“ verwendet werden, definieren die Gruppe derjenigen, die nicht der Gruppe der Deutschen zugerechnet werden können, unterschiedlich. Das führt zu einer eingeschränkten Vergleichbarkeit der Daten.
Migrationshintergrund
an allen betreuten Kindern in der Metropole Ruhr liegt bei einem knappen Drittel und damit geringfügig höher als im Landesdurchschnitt. Der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Familiensprache ist in der Metropole Ruhr höher als im Landesdurchschnitt.

Der Anteil an Entwicklungsstand der Kinder/Sozialpädiatrisches Entwicklungsscreening für SchuleingangsuntersuchungenBei den Einschulungsuntersuchungen in Nordrhein-Westfalen wird der Entwicklungsstand der Kinder durch das standardisierte Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) erfasst. Dieses Screening wurde vom Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (heute Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen) in Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendgesundheitsdiensten der Gesundheitsämter Nordrhein-Westfalens und der Universität Bremen entwickelt.

Für die individualmedizinische Indikation schulärztlicher Maßnahmen und Empfehlungen, wie beispielsweise die Einleitung einer weiteren Diagnostik oder die Beratung von Eltern und Schulen, werden bei den schulärztlichen Untersuchungen weitere sozialpädiatrische Erkenntnisse auch aus der somatischen Untersuchung inklusive der schulärztlichen Anamnese berücksichtigt. Ziel der schulärztlichen Untersuchung ist es, noch nicht bekannte oder ärztlich nicht ausreichend versorgte schulrelevante gesundheitliche Beeinträchtigungen zu identifizieren, damit notwendige ärztliche Behandlungen oder weitere (therapeutische) Maßnahmen möglichst noch vor Schulbeginn begonnen werden können. Schulärztinnen und Schulärzte haben eine wichtige sozialkompensatorische Funktion, indem sie Eltern und die Schule zielgruppenspezifisch beraten, um ein gesundes Aufwachsen aller Kinder zu ermöglichen. Die schulärztliche Untersuchung leistet so einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit.

Defizite in der Sprachkompetenz (in der deutschen Sprache) zum Zeitpunkt der schulärztlichen Untersuchung zur Einschulung

Die Ausdrucksfähigkeit und das Sprachverständnis im Deutschen sind eine Grundvoraussetzung für den Schulerfolg und aktive Teilnahme am Unterricht. Auch für die soziale Integration und das gelingende Aufwachsen in der Schule ist die Kommunikationsfähigkeit in der deutschen Sprache ein wichtiger Grundpfeiler.

Bei Kindern, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen, muss differenziert werden, ob eine Sprachentwicklungsstörung vorliegt oder es sich um spracherwerbsbedingte Sprachschwierigkeiten – im Sinne des Erlernens einer (Fremd-)Sprache – handelt. Zu beachten ist, dass bei diesen Kindern die Schwierigkeiten beim Erlernen der Zweitsprache auch durch eine Sprachentwicklungsstörung verursacht werden können (vgl. Rothweiler & Ruberg, 2011).

Auffälligkeiten im Bereich des Erkennens und Zeichnens von Objekten und Formen sowie Auffälligkeiten im Umgang mit Zahlen und Mengen

Das Erkennen und Zeichnen von Objekten und Formen sowie Auffälligkeiten beim Umgang mit Zahlen und Mengen stellen Grundvoraussetzungen für den Schulerfolg und die aktive Teilnahme am Unterricht dar. Diese (und weitere) spezifische und unspezifische Vorläuferfähigkeiten für den späteren, schulvermittelten Erwerb von Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen werden ebenfalls mittels des Sozialpädiatrischen Entwicklungsscreenings erfasst. Die Screeningergebnisse geben wichtige Hinweise im Rahmen der schulärztlichen Untersuchung, die zur sozialpädiatrischen Gesamtbeurteilung der einzuschulenden Kinder verwendet werden.

Für weitere Details zur Bestimmung der Defizite in der Sprachkompetenz oder Auffälligkeiten im Bereich des Erkennens und Zeichnens von Objekten und Formen sowie Auffälligkeiten im Umgang mit Zahlen und Mengen, etwa die genaue Indikatorenbildung, siehe u. a. Daseking et al. (2009) und Petermann et al. (2009).
Einschulungskindern
mit Kompetenzdefiziten ist größer als in anderen Regionen NRWs: So hat bspw. über ein Drittel der Einschulungskinder eine deutlich eingeschränkte Sprachkompetenz. Auffällig sind die enormen Streubreiten innerhalb der Metropole Ruhr, die die große Heterogenität der Region widerspiegeln. Die Bedeutung einer qualitätsvollen Sprachförderung in der frühkindlichen Förderung, zu der u. a. die Verringerung der Gruppengrößen beitragen kann, ist deshalb besonders hervorzuheben.

Vor dem Hintergrund großer demografischer, sozialer und ethnischer Disparitäten im Ruhrgebiet wächst nicht nur die Bedeutung von Kindertageseinrichtungen und weiteren Angeboten frühkindlicher Bildung als zentrale Ansatzpunkte zur Stärkung von Bildungschancen, sondern es erhöhen sich auch die Anforderungen an die qualitative Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege sowie an die Qualifikation der Fachkräfte. Auch die Ausbildung und die Bindung der Fachkräfte an die KiTas in der Metropole Ruhr wird von steigender Bedeutung sein.

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