Die Rolle des Berufskollegs im nordrhein-westfälischen Bildungssystem
Bilanzierung: Leistungsspektrum, Leistungspotenziale und Ansätze zur Weiterentwicklung der Berufskollegs in NRW
5.4. Spezifika Ruhrgebiet
Die meisten der Analysen, Interpretationen, Herausforderungen und Ansätze zur Weiterentwicklung treffen auch auf das Ruhrgebiet zu. Bedingt durch die spezifische Wirtschafts- und Sozialstruktur zeigen sich einzelne Entwicklungen in der Metropolregion Ruhr noch deutlicher als NRW-weit. Zudem dokumentieren die Auswertungen an einzelnen Stellen beachtenswerte Unterschiede zwischen Ruhrgebiet und Landesdurchschnitt.
Die Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt zeigt das Ruhrgebiet in einer vergleichsweise angespannten Situation. Die Arbeitslosenquoten liegen in den meisten Arbeitsamtsbezirken des Ruhrgebiets über dem Landesdurchschnitt (Abb. 2.2-2). Die ANR befinden sich – wie NRW-weit – in allen Bezirken unter 100, in acht der zehn Bezirke bleiben sie dabei unter dem NRW-Durchschnitt (Abb. 2.3-3). Entsprechend gelingt die Einmündung in eine duale Berufsausbildung im Ruhrgebiet zumeist schlechter als in NRW insgesamt (Abb. 2.4-5).
Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne (weiteren) Bildungsabschluss liegt im Ruhrgebiet mit Ausnahme der Fachschule in den Bildungsgängen deutlich höher als im Landesdurchschnitt (Abb. 3.3-6). Zugleich liegt der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger mit einem am Berufskolleg erworbenen allgemeinbildenden Abschluss im Ruhrgebiet höher als in NRW insgesamt.
Auch andere Entwicklungen verlaufen im Ruhrgebiet günstiger als NRW-weit. Auffällig ist der im Vergleich zum Bund um mehr als 13 Prozentpunkte höhere Anteil von Neuzugängen in der dualen Berufsausbildung mit Hochschulzugangsberechtigung, der noch stärker ausfällt als auf Landesebene (Abb. 2.3-1). Der Anteil von Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist in den Berufskollegs im Ruhrgebiet von 2013 bis 2020 stärker als im Landesdurchschnitt angestiegen (Abb. 3.3-2). Dennoch ist der Anteil insbesondere in den zu höheren Schulabschlüssen führenden Bildungsgängen im Vergleich zum Anteil ausländischer Personen an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung auch im Ruhrgebiet noch unterproportional (Abb. 3.3-3).
Für die ökonomische und soziale Entwicklung des Ruhrgebiets ist die Funktion des Berufskollegs als regionales Kompetenzzentrum von besonderer Bedeutung. Über das Berufskolleg können regionale Aus- und Weiterbildungsbedarfe identifiziert und in passende Bildungsangebote umgesetzt werden. Diese für die regionale Strukturentwicklung bedeutsame Funktion nehmen viele Berufskollegs bereits heute wahr – und können sie durch den Ausbau regionaler Kooperationsstrukturen im Verbund mit anderen Berufskollegs und weiteren regionalen Bildungsakteuren weiter intensivieren.
Insofern schließt die Analyse, ohne das Thema zu beenden.