Gesamtarchitektur des Berufskollegs

In der Gesamtschau der skizzierten Strukturdaten können die folgenden Erkenntnisse festgehalten werden:

• Das Berufskolleg bildet im Ensemble der weiterführenden Schulen in NRW eine wesentliche Säule. Dies gilt im Hinblick auf die Zahl der Berufskollegs, aber in noch höherem Maße für die Zahl der an Berufskollegs unterrichteten Schülerinnen und Schüler. Mit ca. 31 % ist das Berufskolleg die schülerstärkste Schulform der Sekundarstufe II in NRW und im Ruhrgebiet (wobei ca. zwei Drittel von ihnen die Schule in Teilzeitform besuchen).
• Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist in den Berufskollegs von 2013 bis 2020 stark angestiegen (NRW-weit von 9,0 % auf 13,5 %, im Ruhrgebiet von 10,8 % auf 15,2 %). Das Berufskolleg bildet offensichtlich für ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger einen wesentlichen Zugang zur Verfolgung ihrer Bildungsambitionen. Dennoch liegt der Anteil insbesondere in den zu höheren Schulabschlüssen führenden Schulformen bzw. Bildungsgängen (insbesondere Gymnasium und Berufliches Gymnasium) unterhalb des Anteils ausländischer Personen an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung von 15,5 % (2020).
• Die Schülerinnen und Schüler münden zu hohen Anteilen aus der Gesamtschule (zunehmend) und der Realschule (abnehmend) in das Berufskolleg. Entsprechend besitzt mehr als die Hälfte der Schülerschaft beim Eintritt in das Berufskolleg den Mittleren Schulabschluss.
• 6,1 % münden in das Berufskolleg ohne Schulabschluss (Ruhrgebiet: 7,3 %). Zugleich wächst der Anteil der Schülerinnen und Schüler in der Berufsschule, die mit einer HZB in das Berufskolleg eintreten, auf ca. ein Drittel. Diese Ausgangsdaten illustrieren, dass das Berufskolleg in NRW die Schulform mit dem höchsten Grad an Heterogenität in der Schülerschaft darstellt. Dies macht die pädagogische Arbeit für die Lehrkräfte abwechslungsreich und spannend, zugleich aber auch herausfordernd.
• Noch immer verlässt ein beträchtlicher Teil der Schülerschaft das Berufskolleg ohne einen (weiteren) Abschluss. Positiv ist zum einen zu werten, dass die Quoten zwischen 2013 und 2020 um 4,1 Prozentpunkte (NRW) bzw. 5,6 Prozentpunkte (Ruhrgebiet) gesunken sind. Zum anderen erwarben ca. 167.000 Schülerinnen und Schüler 2020 einen (weiteren) beruflichen oder allgemeinbildenden Abschluss. 32,8 % der HZB wurden 2020 in NRW an einem Berufskolleg erworben. Der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler mit dem Erwerb der HZB lag am Berufskolleg mehr als doppelt so hoch wie am Gymnasium.

Die zunächst noch insgesamt auf das Berufskolleg bezogenen Strukturdaten werden im nachfolgenden Kapitel im Hinblick auf die vier Bildungssektoren weiter präzisiert und dort mit der Analyse von Handlungsbedarfen und Ansätzen zur Weiterentwicklung des Berufskollegs verbunden.