Die Rolle des Berufskollegs im nordrhein-westfälischen Bildungssystem
Funktionen und Bedeutung des Berufskollegs in den Sektoren des Berufsbildungssystems
4.3.4. Zusammenfassung: Leistungsspektrum und -potenziale des Berufskollegs in der dualen Berufsausbildung
- Ökonomische Leistungsfähigkeit
Das Leitziel einer dualen Berufsausbildung ist der Erwerb einer beruflichen Handlungskompetenz. Mit diesem Ziel ist nicht lediglich die Vorbereitung auf die aktuellen Arbeitsanforderungen des Ausbildungsbetriebs verbunden, sondern die Vorbereitung auf die gegenwärtigen und zukünftigen Handlungsanforderungen eines Berufsfelds. Der Unterricht im Berufskolleg trägt maßgeblich zur Entwicklung einer umfassenden Handlungskompetenz bei, da er ergänzend zu den Lern- und Arbeitserfahrungen aus der betrieblichen Ausbildung die Vorbereitung auf die Anforderungen eines breiteren Berufsfelds gewährleistet. Im Berufskolleg treffen die Erfahrungen der Auszubildenden aus unterschiedlichen Betrieben zusammen und können dort reflektiert und generalisiert werden. Durch diese Kombination entsteht das Potenzial der für die duale Berufsausbildung charakteristischen Verbindung von Reflexion und Aktion, Theorie und Praxis, Systematik und Kasuistik.
- Soziale Integration
Die Vielfalt an Ausbildungsberufen aus unterschiedlichen Berufssegmenten impliziert auch die Herausforderung, in einer Vielzahl von Ausbildungsberufen die unverändert bedeutsame Zahl von Auszubildenden mit Startnachteilen zu einem Ausbildungsabschluss zu führen. Die Berufskollegs leisten hier u. a. durch das Angebot von Stützunterricht einen wesentlichen Beitrag zur Förderung dieser Zielgruppen, auch wenn sie bei entsprechendem Umfang der sprachlichen, kognitiven oder sozialen Förderbedarfe an institutionelle Grenzen stoßen können. Viele dieser Integrationsaktivitäten lassen sich im sozialen, organisatorischen und kulturellen Rahmen des Schulunterrichts aufnehmen, andere erfordern die Einbeziehung fachübergreifender Expertise im Rahmen multiprofessioneller Teamansätze.
- Individuelle Persönlichkeitsentwicklung
Aus der individuellen Perspektive führt das Berufsprinzip zum einen zu einer erhöhten Mobilität und damit Arbeitsmarktfähigkeit, da die erworbenen Kompetenzprofile nicht nur im jeweiligen Ausbildungsbetrieb, sondern in einem mehr oder weniger breit gespannten Berufsfeld relevant sind. Zum anderen bietet das Berufskolleg über den Differenzierungsbereich des Curriculums die Möglichkeit, auf die individuellen Förderbedarfe (in Form eines Stützunterrichts) bzw. Vertiefungsbedarfe (in Form der Zusatzqualifikationen) einzugehen. Zugleich erhalten die Auszubildenden mit der Berufsausbildung weitere Gelegenheiten zum Erwerb höherer Schulabschlüsse.