Bildungsbericht Ruhr 2024
Außerschulische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung
7.5. Der BNE-Begriff – eine qualitative Analyse
Der letzte Punkt des vorherigen Abschnitts hat verdeutlicht, dass viele Organisationen den Begriff BNE gar nicht kennen und sich demzufolge auch nicht als BNE-Akteure betrachten würden.
Tatsächlich ist sogar anzunehmen, dass sich viele außerschulische Bildungsakteure nicht einmal als Bildungsakteure bzw. Bildungsanbieter verstehen; dieser Eindruck entsteht zumindest aus Reaktionen, die dem Projektteam im Zuge der Einladung zur Befragung zugegangen sind:
Zitate
„Wir bieten KEINE Bildungsangebote an, daher fast nichts beantwortet!!!“( Antwort einer Seniorengemeinschaft für Sport und Freizeit)
„Wir sind ein Theaterverein – kein Bildungsakteur. Bitte nehmen Sie uns aus dem Verteiler!“
„Da es sich bei uns um einen Wander- und Kletterverein handelt, bieten wir keine Bildungsangebote an. Es wird lediglich gewandert und geklettert.“
„Da wir keine Bildungsangebote in Ihrem Sinne anbieten, erfolgt auch keine Teilnahme an der Befragung.“ (Antwort aus dem Gemeindebüro einer ev. Kirchengemeinde)
Dort, wo auf den BNE-Begriff eingegangen wurde, waren die Ergebnisse zum Teil sehr vielfältig:
Zitate zum Thema BNE-Begriffe
„Kinder sind Gestalter ihrer Zukunft. Bildung, die sie heute erleben, befähigt sie, ihre Zukunft selbstbestimmt und reflektiert mitzubestimmen.“
„Außerschulische Bildung zum Beispiel ist in ihrem Wesen BNE, das betone ich regelmäßig.“
„Als Niederrheinerin würde ich ganz einfach sagen: Wat weg is, is weg.“
Die letzten Beispiele stammen aus 123 Antworten zu Frage 12 („Ist Ihnen der Begriff Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bekannt? Wenn ja, wie definieren Sie diesen Begriff für sich persönlich?“), bei denen neben der Antwort „Ja“ auch eine Definition im Freitextfeld gegeben wurde. Diese Antworten wurden zur strukturierenden Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) in MAXQDA eingelesen und mittels eines deduktiv entwickelten Kategoriensystems kodiert und ausgewertet.
Abbildung 7.12 zeigt, in wie vielen von insgesamt 74 Definitionen, die auf die Nachhaltigkeitsdimensionen eingehen, die jeweiligen Dimensionen genannt werden.
Da die Dimensionen auch nebeneinander in einer Definition vorkommen können dürfen, addieren sich die Prozentwerte nicht zu 100 %. Es wird zunächst erkennbar, dass ein BNE-Begriff, eher mit drei Nachhaltigkeitsdimensionen statt mit fünf – wie es in einigen öffentlichen Definitionen der Fall ist – in Verbindung gebracht wird. „Politik“ und „Kultur“ tauchen in den Definitionen als Nachhaltigkeitsdimensionen deutlich seltener auf. In einem BNE-Begriff mit drei Nachhaltigkeitsdimensionen würden Kultur, Politik und Soziales zu einer Dimension vereint. Diese Dimension wäre dann am stärksten. Auch im Befragungsrücklauf wird Nachhaltigkeit demnach offenbar vor allem mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit assoziiert, weniger mit wirtschaftlicher Nachhaltigkeit.