Bildungsbericht Ruhr 2024

Hochschule

Dr. Friederike Hertweck
Prof. Dr. Kerstin Schneider

5.5. Studienbedingungen und Kompetenzen

Im Folgenden werden die Studienbedingungen in der Metropolregion beschrieben. Dabei wird auf Ergebnisse zweier Befragungen von RuhrFutur zurückgegriffen, die im Wintersemester 2023/24 unter Studierenden und Lehrenden an den Hochschulen Ruhr-Universität Bochum, Fachhochschule Dortmund, Technische Universität Dortmund, Universität Duisburg-Essen, Hochschule Bochum, Westfälische Hochschule, Hochschule Ruhr West und der FernUniversität Hagen*An der FernUniversität Hagen wurden die Studieneingangs- und Studienverlaufsbefragungen nicht durchgeführt. durchgeführt wurden. Die Ergebnisse der Befragungen geben einen Einblick in verschiedene Aspekte der Lehre, aber auch in die Integration von Studierenden in den Hochschulalltag.

Insgesamt haben im WS 2023/24 an der Befragung des Lehrpersonals 2.136 Lehrende der o. g. Hochschulen mit Ausnahme der Hochschule Bochum teilgenommen. Die Studierenden wurden im WS 2023/24 sowohl im Rahmen einer Studieneingangsbefragung (Erstsemesterstudierende) als auch im Rahmen einer Studienverlaufsbefragung (Studierende im fünften Fachsemester) befragt. Insgesamt haben 3.219 Erstsemesterstudierende und 2.110 Studierende des fünften Fachsemesters an den Befragungen teilgenommen. Bei der Interpretation der Ergebnisse der Lehrenden- und der Studierendenbefragungen muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse der Befragung nach z. B. Fächergruppen bzw. Studienfächern oder Geschlecht der Befragten nicht repräsentativ für alle Lehrenden bzw. Studierenden in der Metropolregion Ruhr sind.

Einsatz digitaler Werkzeuge und künstlicher Intelligenz in der Lehre

In der Befragung des Lehrpersonals zeigt sich, dass weiterhin insbesondere Vorlesungen, Seminare und Übungen die häufigsten Lehrformate sind. Sie werden aber durch Einbeziehung digitaler Werkzeuge in der Lehre ergänzt. So werden insbesondere Lernplattformen verwendet, über die z. B. Vorlesungsunterlagen geteilt, aber auch z. B. Quizfragen zu Lerninhalten durch die Studierenden beantwortet werden könnten. Auch zwei Jahre nach der Corona-Pandemie werden weiterhin Videotools in der Lehre B. für virtuelle Treffen verwendet.

Die Lehrenden geben an, dass digitale Tools überwiegend eingesetzt werden, um Studierende „zur aktiven Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten zu motivieren“ (76,7 %), aber auch um die Reflektion des individuellen Lernstands zu ermöglichen (50,5 %) und auf die heterogenen Studienbedingungen der Lernenden eingehen zu können (50,9 %). Hier zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Befragten: So geben erfahrene Lehrende deutlich häufiger als ihre Kolleginnen und Kollegen mit weniger Erfahrung in der Hochschullehre an, digitale Tools zu nutzen, um auf die heterogenen Studienbedingungen der Studierenden eingehen und somit die Studierenden individuell unterstützen zu können. Auch weibliche Lehrende geben häufiger als ihre männlichen Kollegen an, digitale Tools zu nutzen, um Studierenden die Reflektion ihres individuellen Lernstands zu ermöglichen (Abbildung 5.17).

Eng verbunden mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge ist auch der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) zur Unterstützung in der Lehre. Die Mehrheit der Befragten (75,9 %) sieht den Einsatz von KI als Chance, während nur rund ein Viertel (24,1 %) KI als Risiko einschätzt. Weniger erfahrene und damit vermutlich jüngere Lehrende haben weniger Vorbehalte gegenüber KI zur Unterstützung in der Lehre (Abbildung 5.18). Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Lehrenden finden sich nicht; allerdings gibt es Unterschiede nach Fächern (Abbildung 5.19): Insbesondere in den Geisteswissenschaften wird der Einsatz von KI deutlich stärker als Risiko empfunden als zum Beispiel in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oder in den Ingenieurwissenschaften.

Obwohl rund drei Viertel der befragten Lehrenden KI als Chance für die Lehre sehen, binden aktuell nur rund 20 % dieser Befragten KI aktiv in die Lehre ein. Wie in Abbildung 5.20 dargestellt, gibt es hier aber Unterschiede zwischen den Lehrenden. So geben diejenigen mit mehr Lehrerfahrung an, verstärkt KI in der Lehre einzusetzen als auch Studierende zu ermutigen, KI im Rahmen ihres Selbststudiums zu nutzen. Auch geben erfahrene Lehrende eher eine Einführung zum Umgang mit KI im Rahmen ihrer Lehre an und initiieren entsprechende Diskussionen zum ethischen Umgang mit KI. Die Vergleiche nach der bisherigen Erfahrung der Lehrenden lassen sich jedoch nicht verallgemeinern, da die Befragungsdaten nicht repräsentativ für alle Lehrenden an den Hochschulen in der Metropole Ruhr sind. Tendenziell weisen die Ergebnisse aber darauf hin, dass KI bislang nur wenig im Rahmen der Hochschullehre eingesetzt wird.

Mehr als ein Viertel der Befragten gab zudem an, sich bislang noch gar nicht zu KI im Hinblick auf die eigene Lehre beschäftigt zu haben (Abbildung 5.21). Als Ursache werden mangelndes Grundwissen über KI sowie mangelnde zeitliche Ressourcen genannt. Bestehende Fortbildungsangebote werden jedoch insbesondere vom akademischen Personal aufgrund der hohen Belastung durch Forschungs-, Lehr- und Verwaltungstätigkeiten nicht angenommen – unabhängig von der Fächergruppe.

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