Bildungsbericht Ruhr 2024

Hochschule

Dr. Friederike Hertweck
Prof. Dr. Kerstin Schneider

Digitale Kompetenzen der Studierenden

Wenn Lehrende verstärkt digitale Werkzeuge einsetzen, ist es wichtig, dass Studierende diese auch nutzen können. Knapp zwei Drittel der befragten Studierenden (63,7 %) bewerten ihre Kenntnisse von E-Learning-Plattformen als gut bis sehr gut. Auch mit Textverarbeitungs- und Präsentationsprogrammen kennen sich rund drei Viertel (75,0 bzw. 70,8 %) der befragten Studierenden überwiegend gut bis sehr gut aus. Deutlich schlechter schätzen Studierende ihre Kompetenzen in den Bereichen Tabellenkalkulation (28,3 %) und der Verwendung von Online- und Literaturdatenbanken (20,3 %) ein. Diese Selbsteinschätzungen haben sich im Vergleich zur befragten Kohorte des WS 2021/22 kaum verändert. Auch zeigen sich nur geringe Unterschiede nach Geschlecht oder Zuwanderungsgeschichte der Studierenden.

Im Rahmen der Befragung im WS 2023/24 gaben insgesamt 84,7 % der männlichen und 70,0 % der weiblichen Studierenden an, dass ihnen der Umgang mit digitalen Technologien leichtfällt (Abbildung 5.22). Dabei gibt es bei den Frauen keine Veränderung zur befragten Kohorte des WS 2021/22; bei den Männern geben nun etwas mehr Studierende an, dass ihnen der Umgang leichtfällt. Da die Studierenden ihre Kompetenzen im Rahmen der Befragung selbst einschätzen sollten, lässt sich nicht schlussfolgern, ob männliche Studierende tatsächlich höhere digitale Kompetenzen haben als Frauen. Auch traut sich die große Mehrheit der befragten Studierenden zu, digitale Anforderungen zu bewältigen (Abbildung 5.23), was aber ebenfalls eine subjektive Einschätzung ist.

Nur 4 bis 5 % der befragten Studierenden gaben an, dass sie sich nicht zutrauen, mit der Digitalisierung Schritt halten zu können (Abbildung 5.24). Hier könnte mit evtl. niederschwelligen Informations- oder Trainingsangeboten für Studierende angesetzt werden, um sowohl die digitalen Kompetenzen zu erhöhen als auch die Unsicherheit zu reduzieren.

Studienwahl und Studienzufriedenheit

Über die verschiedenen Wellen der Studierendenbefragung wurden Studierende des ersten Semesters auch hinsichtlich ihrer Schwierigkeiten bei der Studienwahl befragt. Die Ergebnisse dieser Befragungen sind sehr konstant über die Zeit. Gut ein Viertel der Studierenden gibt an, keine besonderen Schwierigkeiten zu haben. Allerdings waren sich rund ein Viertel bis ein Drittel der Studierenden nicht über ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten im Klaren, und sie waren sich auch unsicher, welche Kompetenzen für ein Studium benötigt werden (Abbildung 5.25). Deshalb müssten Schulen und Hochschulen stärker die Studierfähigkeit der Jugendlichen bzw. Studierenden sicherstellen. Zahlreiche Maßnahmen und Projekte unterstützen bereits die Studienorientierung; zudem sollten Hochschulen ergänzend zu ihrem bisherigen Engagement die Studierenden noch stärker während der Studieneingangsphase unterstützen, da in den ersten Semestern die Grundlagen für ein erfolgreiches Studium gelegt werden.

Soziale Integration der Studierenden

Der Einstieg in das akademische Umfeld stellt für junge Studierende einen entscheidenden Moment dar, da zu Beginn des Studiums der Grundstein für den weiteren Studienverlauf gelegt wird. Ein erfolgreiches Einleben in diese neue Umgebung ist essenziell, um den Herausforderungen des Studiums gewachsen zu sein und eine solide Basis für den akademischen Erfolg zu schaffen. Ohne eine angemessene Integration können zahlreiche Schwierigkeiten auftreten wie etwa das Gefühl der Überforderung, mangelnde Motivation oder soziale Isolation, die den Studienverlauf erheblich belasten können. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass sich Studierende frühzeitig und effektiv in das akademische Umfeld einleben, um die notwendigen Ressourcen, Unterstützungssysteme und Fähigkeiten zu nutzen, die für einen erfolgreichen Studienabschluss erforderlich sind.

Auswertungen der Befragungen von Studierenden der Hochschulen in der Metropolregion Ruhr zeigen, dass rund drei von zehn Studierenden Schwierigkeiten bei der sozialen Integration erlebt haben (Abbildung 5.26). Besonders herausfordernd für viele Studierende ist das Einleben in das akademische Umfeld (31,2 % im WS 2023/24), die Bildung von Lern- und Arbeitsgruppen (43,6 %) sowie der Aufbau von Kontakten zu Mitstudierenden (34,4 %). Während diese Schwierigkeiten im Vergleich zur Befragung aus dem von der Corona-Pandemie noch stark betroffenen WS 2021/22 etwas abgenommen haben, bleiben sie immer noch deutlich höher als vor der Pandemie. Die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen und die vermehrte Nutzung von Onlineformaten haben die sozialen Interaktionen und die Gruppenbildung in der akademischen Welt stark beeinflusst und wirken, so die Ergebnisse der Befragung, bis heute nach.

Für rund drei von zehn Studierenden (29,9 %) stellt auch die Kommunikation mit Lehrenden eine Herausforderung im Hochschulalltag dar. Während der Pandemie war dieser Wert zwar höher (36,1 %), was vermutlich auf die veränderten Lehr- und Lernbedingungen sowie die verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationsmittel zurückzuführen war, doch bleibt diese Herausforderung weiter bestehen. Das weist darauf hin, dass trotz der Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen und der Normalisierung des Studienbetriebs die Unsicherheiten und Barrieren im Umgang mit Lehrenden nicht vollständig überwunden sind.

Mit der eigenen Studienleistung war im WS 2023/24 gut ein Viertel der befragten Studierenden (24,4 %) eher unzufrieden (Abbildung 5.27), wohingegen etwas mehr als die Hälfte der Befragten (50,2 %) den eigenen Studienleistungen eher positiv gegenüberstand. Studierende mit Zuwanderungsgeschichte und Frauen standen den eigenen Leistungen etwas kritischer gegenüber und gaben an, tendenziell etwas weniger zufrieden mit ihren Leistungen zu sein.

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