Bildungsbericht Ruhr 2024
Hochschule
5.3. Wege in das Studium: steigende Heterogenität der Studierenden
Art der Hochschulzugangsberechtigung
Die Vielfalt der Zugangswege zu einer Hochschule gibt Anhaltspunkte über die Durchlässigkeit des Bildungssystems. Deshalb werden im Folgenden die Schulformen genauer betrachtet, an denen die Studierenden der Metropole Ruhr, des Rheinlands und Westfalens ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erhalten haben. Abbildung 5.9 zeigt, dass Studierende an Universitäten deutlich häufiger (64,3 % bis 70,0 %) ihre HZB an einem Gymnasium erhalten haben als Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (41,9 % bis 50,4 %). In der Metropole Ruhr ist auffällig, dass im Vergleich zu den anderen zwei Regionen Studierende deutlich seltener über das Gymnasium (41,9 % bei Hochschulen für angewandte Wissenschaften; 64,3 % bei Universitäten) und deutlich häufiger über die Gesamtschule an eine Hochschule gelangen. Über die vergangenen Jahre hat sich der Anteil Studierender an Universitäten, die ihre HZB an einem Gymnasium erhalten haben, reduziert und der Anteil derjenigen mit Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung im Ausland oder an einer Gesamtschule erhöht (Abbildung 5.10).
Jeder vierte bis fünfte Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften hat die Hochschulzugangsberechtigung über ein Berufskolleg erworben. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren in allen drei Regionen gesunken. Abbildung 5.11 zeigt die Veränderung der Zusammensetzung der Studierendenschaft an Hochschulen für angewandte Wissenschaften über die Zeit. Für die Metropole Ruhr wird deutlich, dass der Anteil an Studierenden an Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die im Ausland ihre HZB erworben haben, kontinuierlich steigt, während es bei dem Anteil an Studierenden mit HZB einer Gesamtschule oder eines Gymnasiums nur geringe Änderungen gibt. Anders sehen die Veränderungen im Rheinland und in Westfalen aus: Zwar sinkt auch in diesen beiden Regionen der jeweilige Anteil Studierender, die ihre HZB an einem Berufskolleg erworben haben. Doch steigt der Anteil derjenigen Studierenden, die über das Gymnasium bzw. aus dem Ausland an die Hochschulen für angewandte Wissenschaften kommen.
Nationalität der Studierenden
Aber nicht nur die verschiedenen Zugangswege über die Schulformen prägen die Hochschulen in Deutschland, auch der Anteil der Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben, steigt. Während der Anteil an Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben („Bildungsausländer*innen“), kontinuierlich steigt (Abbildung 5.12), sinkt der Anteil derjenigen Studierenden an Universitäten, die zwar eine nicht deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, aber ihre HZB in Deutschland erworben haben („Bildungsinländer*innen“). Eine mögliche Ursache dafür ist die Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG). Durch diese Reform erhalten die in Deutschland ab dem Jahr 2000 geborenen Kinder nicht deutscher Eltern, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft nach dem sog. Geburtsortsprinzip. Diese Kinder gelten somit nicht mehr als Bildungsinländer*innen, sondern als Deutsche, auch wenn ihre Eltern weiterhin eine nicht deutschen Staatsbürgerschaft besitzen. Angaben über die Anzahl der Studierenden mit Migrationshintergrund liegen in den amtlichen Daten nicht vor.
Die meisten nicht deutschen Studierenden, die im WS 2022/23 an einer Hochschule in der Metropole Ruhr immatrikuliert waren, stammten aus der Türkei (4.112 Studierende) und Syrien (3.080 Studierende). Während die Türkei in allen drei Regionen eines der häufigsten Herkunftsländer nicht deutscher Studierender ist (Rheinland: 5.209 Studierende, Westfalen: 1.846), gibt es hinsichtlich der Herkunft nicht deutscher Studierender deutliche Unterschiede. So studieren im Rheinland knapp 6.000 Studierende aus China und mehr als 3.700 aus Indien, während in Westfalen ähnlich wie in der Metropolregion Ruhr auch Studierende aus Syrien stärker an den Hochschulen vertreten sind. Es liegt nahe, dass sich die Motive zur Aufnahme eines Studiums zwischen den Studierenden der einzelnen Herkunftsländer unterscheiden und sie je nach Herkunftsland unterschiedliche Unterstützungsbedarfe hinsichtlich ihrer akademischen, kulturellen und sprachlichen Integration haben. Auch zeigt Abbildung 5.13, dass unter den nicht deutschen Studierenden der fünf häufigsten Herkunftsländer Türkei, Syrien, Indien, China und Iran deutlich mehr Männer als Frauen ein Studium aufnehmen.