Bildungsbericht Ruhr 2024
Weiterbildung
Wissenschaftliche Weiterbildung an Hochschulen
Ein wichtiger Bereich der beruflichen Bildung stellt die wissenschaftliche Weiterbildung dar. Wie beschrieben, können einige Aspekte der Weiterbildung an Universitäten der allgemeinen, nicht zuerst zur beruflichen Verwendung vorgesehenen Weiterbildung zugeordnet werden. Der weit überwiegende Teil der Bildungsangebote an Hochschulen ist aber natürlich auf eine berufliche Nutzung ausgerichtet. In der Regel sind damit auch Bildungszertifikate verbunden, die auf dem Arbeitsmarkt als Signale der Kompetenzen und Arbeitsproduktivität fungieren und eine Zugangsvoraussetzung zu Teilarbeitsmärkten darstellen. Auch mit Blick auf die wissenschaftliche Weiterbildung besteht die Herausforderung darin, Weiterbildung von traditionellem Hochschulstudium zu unterscheiden. Der Unterschied liegt dabei häufig nicht im Studiengang, sondern leitet sich aus der Biografie der Teilnehmenden ab. Weiterbildungsangebote der Hochschulen werden zudem häufig über ausgegliederte Organisationseinheiten (Institute, GmbH) in Form von Kursen, Seminaren oder Workshops angeboten und sind statistisch schwer zu verorten. Als Weiterbildung kann in diesem Sinne ein Hochschulstudium aufgefasst werden, das von Personen wahrgenommen wird, die bereits über eine erste Ausbildung verfügen. Im klassischen Sinne ist dies das Zweitstudium, das ein bereits abgeschlossenes Studium in einem anderen Studiengang und in der Regel auch eine Phase der Erwerbstätigkeit voraussetzt. Die Zahl dieser Studierenden ist relativ hoch (Abbildung 6.20).
In NRW finden sich an 139 Universitäten und Hochschulen Studierende, die im Zeitraum WS 2013/14 bis WS 2022/23 in einem Zweitstudium eingeschrieben waren. Das Angebot umfasst in diesem Zeitraum 589 unterschiedliche Studiengänge. Besonders stark ist dieser Studierendenbereich in der Metropole Ruhr. Das ist in besonderem Maße auf die FernUniversität in Hagen zurückzuführen. Allein dort gab es im WS 2013/14 immerhin 23.613 eingeschriebene Studierende im Zweitstudium. Im WS 2020/21 waren es 20.459, 2022/23 noch 18.400. Allein die FernUniversität macht also einen großen Anteil der Studierenden in einem Zweitstudium in der Metropole Ruhr aus. Doch auch an anderen Universitäten studieren Personen in Zweitstudiengängen. An der Universität zu Köln (Region Rheinland) waren im WS 2013/14 6.157 Studierende in einem Zweitstudium eingeschrieben. Im WS 2019/20 waren es noch 3.587, im WS 2022/23 immerhin 3.920. Auch an der Universität Düsseldorf (Rheinland) sind in großem Umfang Studierende im Zweitstudium eingeschrieben. Im WS 2013/14 waren es 4.898 Studierende, im WS 2019/20 11.139 und im WS 2022/23 noch 7.604. Insgesamt ist in allen Regionen die Zahl der Studierenden im Zweitstudium seit 2020 gesunken. Da sich das sowohl in allen Vergleichsregionen, aber auch an allen großen Hochschulen beobachten lässt, ist anzunehmen, dass die Gründe für diesen Rückgang allgemeiner, übergreifender Natur sind und exogen in das Bildungssystem wirken.
Ein weiteres Studienangebot der Hochschulen, das zum Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung zählt und gut in der beruflichen Weiterbildung verortet werden kann, ist das Weiterbildungsstudium. Diese Studiengänge schließen an eine vorhergehende Berufsausbildung an. Die Studierendenzahl in diesem Studienbereich hat sich zwischen den Regionen sehr unterschiedlich entwickelt. In der Metropole Ruhr gab es im WS 2013/14 noch 2.861 Studierende in einem Weiterbildungsstudiengang (Abbildung 6.21). Ein Großteil davon war auch hier wiederum an der FernUniversität in Hagen eingeschrieben (im WS 2013/14 waren es 1.102 Studierende). Erstaunlicherweise war die FernUniversität in den ersten Jahren nicht der größte Anbieter von Weiterbildungsstudiengängen. An der FOM Hochschule für Ökonomie und Management Essen gab es zum selben Zeitpunkt 1.269 Studierende. Erst zum WS 2017/18 ist dieses Angebot an der FOM eingebrochen auf nur noch 75 . Der deutliche Rückgang in der Metropole Ruhr ist also auf die Veränderung der Angebotsstrukturen eines Anbieters zurückzuführen. An der FernUniversität sind die Einschreibezahlen in diesem Bereich ebenfalls gesunken, allerdings nur moderat auf 909 Studierende im WS 2022/23. In der Region Rheinland ist die Zahl der Studierenden hingegen bis zum WS 2021/22 kontinuierlich gestiegen und dann auf 3.986 gesunken. Der größte Anbieter ist hier die Technische Hochschule Aachen. Dort ist die Zahl der Studierenden in Weiterbildungsstudiengängen von 520 im WS 2013/14 auf 1.273 im WS 2022/23 gestiegen. Das trifft auch auf den zweitgrößten Anbieter von Weiterbildungsstudiengängen, die Universität Bonn, zu. Dort waren im WS 2013/14 317 Studierende in einem Weiterbildungsstudium eingeschrieben, im WS 2022/23 waren es 567. Auch in Westfalen haben die Studierendenzahlen in Weiterbildungsstudiengängen zugelegt. Der größte Anbieter ist dort (etwas überraschend) die Deutsche Hochschule der Polizei, deren Studiengänge mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht offen zugänglich sind. Die Zahl der Studierenden in einem Weiterbildungsstudium lag dort im WS 2013/14 bei 248 und ist bis WS 2022/23 auf 462 Studierende gestiegen. Studierende
Eine weitere Studienform, die der beruflichen Weiterbildung zugeordnet werden kann, ist das Aufbaustudium. Es setzt eine berufliche Erstausbildung und in der Regel auch Berufserfahrung voraus und schließt inhaltlich an diese Beruflichkeit an. An 65 Hochschulen und Universitäten wurden im Zeitraum 2013 bis
2023 Aufbaustudiengänge angeboten. Das Angebot umfasste 136 Studiengänge. Auch hier unterscheidet sich die Entwicklung zwischen den Regionen deutlich (Abbildung 6.22). In der Metropole Ruhr ist die Zahl der Studierenden in Aufbaustudiengängen bis WS 2016/17 stark gestiegen und dann abrupt eingebrochen. Auch hier ist die markante Entwicklung der Region auf die Veränderung bei nur einem Anbieter – FOM Hochschule für Ökonomie und Management Essen – zurückzuführen. Die Zahl der Studierenden in einem Aufbaustudium ist bei diesem Anbieter vom WS 2013/14 bis WS 2016/17 von 2.798 auf 5.223 gestiegen und im Folgejahr auf 0 gesunken. Auf denselben Anbieter – an anderem Standort – ist auch die Veränderung im Rheinland zurückzuführen. Die Zahl der Studierenden in einem Aufbaustudium ist bei der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Köln und Düsseldorf zusammen von 1.342 im WS 2016/17 auf 0 in WS 2017/18 gefallen. Die Entwicklung in Westfalen hingegen ist relativ stabil. Auch hier ist beim selben Anbieter in Münster und Siegen die Zahl der im selben bereits beobachteten Zeitraum auf 0 gefallen, allerdings von einem geringen Level aus. Das macht deutlich, wie stark die Berichterstattung zum Teil von einzelnen Akteuren und deren Berichtswesen abhängt. Auszuschließen ist nicht, dass hier verwaltungstechnische Studierenden beobachtet werden. Artefakte
Eine vierte Variante der wissenschaftlichen Weiterbildung mit einem beruflichen Bezug ist das konsekutive Masterstudium in Teilzeit bzw. ein berufsintegrierendes duales Masterstudium. Diese Varianten implizieren ebenfalls eine aktuelle Berufstätigkeit und eine Zugangsberechtigung zu einem Hochschul- oder Universitätsstudium. Das ist in der Regel neben der Allgemeinen oder fachgebundenen eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Zahl der Studierenden in diesen Studiengängen ist in allen Regionen kontinuierlich gestiegen (Abbildung 6.23). Nur in der Metropole Ruhr, ist die Studierendenzahl zum letzten Beobachtungszeitpunkt 2023 gesunken. Das Bild wird in der Metropole Ruhr, aber auch in ganz NRW durch die FernUniversität in Hagen geprägt. Vom WS 2013/14 bis WS 2022/23 ist allein an diesem Standort die Studierendenzahl in Studiengängen des konsekutiven Masters in Teilzeit bzw. des berufsintegrierenden dualen Masterstudiums von 5.020 auf 8.214 gestiegen. Mehr als 70 % aller Studierenden in der Metropole Ruhr in diesem Studienprofil sind in Hagen eingeschrieben. Auch im Rheinland gibt es größere Anbieter, die hier die Landschaft prägen. Seit dem WS 2017/18 ist die FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Köln und Düsseldorf sehr aktiv. Die Zahl der Studierenden in einem konsekutiven Masterstudium in Teilzeit bzw. einem berufsintegrierenden dualen Masterstudium ist an dieser Hochschule von elf im WS 2016/17 auf 2.726 im WS 2017/18 gestiegen. Der in diesem Zeitraum im Rheinland beobachtbare Anstieg ist auf diese Veränderung zurückzuführen. Auch in Westfalen ist die Zahl der Studierenden gestiegen, jedoch auf einem insgesamt geringeren Niveau. Hochschulreife