Bildungsbericht Ruhr 2024
Zusammenfassung
8.5. Berufliche Bildung
Wandel im dualen Ausbildungssystem und Matchingprobleme
Der Sektor der dualen Berufsausbildung hat sich von einem Stellen- zu einem Bewerber*innenmarkt entwickelt, was jungen Menschen mehr Auswahlmöglichkeiten bei Berufen und Ausbildungsstellen bietet. Trotz einer verbesserten Versorgungsquote bei Ausbildungsplätzen in NRW (108 %) und der Region Metropole Ruhr (94 %) bestehen weiterhin Matchingprobleme zwischen Bewerber*innen und Ausbildungsstellen.
Besorgniserregend ist in diesem Kontext auch der Anstieg der vorzeitigen Vertragslösungen, die vor allem im ersten Ausbildungsjahr erfolgen. Diese Abbrüche verschärfen den Fachkräftemangel in bestimmten Branchen. Gleichzeitig ist der Nachwuchsmangel in vielen Berufen auch am Rückgang neu abgeschlossener Ausbildungsverträge abzulesen.
Sinkende Vertragsabschlüsse und vorzeitige Auflösungen deuten darauf hin, dass sowohl die Berufsorientierung als auch die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen, um dem Attraktivitätsverlust des dualen Ausbildungssystems zu begegnen und den Erwartungen der Generation Z entgegen zu kommen.
Die Berufsorientierung und Unterstützungsmaßnahmen während der Ausbildung bleiben ein Feld mit großem Handlungsbedarf. Das gilt insbesondere während der Schulzeit sowie in der Nachqualifizierung von Schulabgänger*innen mit niedrigem oder ohne Schulabschluss. Diese Gruppe hat oft Schwierigkeiten, erfolgreich in den Ausbildungsmarkt zu starten. Besonders nicht deutsche Jugendliche benötigen vor dem Beginn einer Ausbildung häufig berufsqualifizierende Maßnahmen.
Berufskollegs und schulische Qualifikationen
Berufskollegs bieten mit ihren vollzeitschulischen Bildungsgängen vor allem Jugendlichen eine zweite Chance, die nach dem Schulabschluss keinen erfolgreichen Übergang in die Arbeitswelt geschafft haben. Dabei steht oft nicht der Berufsabschluss im Vordergrund, sondern das Streben nach einer schulischen Höherqualifizierung. Auch in der Ausbildungsvorbereitung für nicht deutsche Schüler*innen aus Förderschulen spielen Berufskollegs eine zentrale Rolle. Allerdings zeigt sich ein Rückgang der erfolgreichen Abschlüsse um 20 % zwischen 2018 und 2022, was darauf hindeutet, dass viele Jugendliche im Übergangssystem verbleiben und weitere Unterstützung in ihrem beruflichen Orientierungsprozess benötigen. Die Berufsfachschule bietet verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten für Schüler*innen mit heterogenen Bedarfen, aber die Ergebnisse sind gemischt. Ein erheblicher Teil der Schüler*innen verlässt die Schule ohne Abschluss, was die beruflichen Perspektiven stark einschränkt. Etwa 40 % der Schüler*innen an den Berufsfachschulen schaffen keinen Schul- oder Berufsabschluss. Gleichzeitig gibt es Schüler*innen, die durch die Höherqualifizierung bessere Chancen auf einen erfolgreichen Übergang in eine duale Ausbildung oder ein Studium erhalten.
Ausbildung in der frühkindlichen Bildung
Die Schüler*innenzahlen in der Ausbildung zur/zum Kinderpfleger*in und zur/zum Erzieher*in sind im zurückliegenden Jahrzehnt stark angestiegen, gerade praxisintegrierte Ausbildungsformate sind zunehmend gefragt. Die Zahl der Absolvent*innen reicht jedoch nicht aus, um den Fachkräftemangel zu überwinden.