Bildungsbericht Ruhr 2024

Rahmenbedingungen

Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler
Sebastian Jeworutzki

Bevölkerungsentwicklung in den Vergleichsregionen

Abbildung 1.8 zeigt die Entwicklung bildungsrelevanter Altersgruppen bis unter 25 Jahre im Zeitverlauf für alle Vergleichsregionen in Prozent gegenüber dem Basisjahr 2013. Für die Regionen in NRW wird zusätzlich zur bisherigen Bevölkerungsentwicklung die regionale BevölkerungsvorausberechnungBei der Interpretation der Daten zur Bevölkerungsvorausberechnung ist zu berücksichtigen, dass die Annahmen immer nur den aktuellen Kenntnisstand widerspiegeln und die Zahlen von zukünftigen empirischen Werten mehr oder weniger stark abweichen können. So zeigte sich, dass die letzten Vorausberechnungen den starken Geburtenanstieg ab 2012 und die Zuwanderung im Jahr 2015 nicht voraussehen konnten und auch die Annahmen zu Wanderungen in der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung von den empirisch ermittelten Werten abweichen. Aufgrund des starken Einflusses der Annahmen über zukünftige Entwicklungen kommen unterschiedliche Vorausberechnungen
in der Regel zu unterschiedlichen Ergebnissen, und die landesweite Vorausberechnung wird sich z. T. von den jeweiligen kommunalen Bevölkerungsprognosen unterscheiden.
Bevölkerungsvorausberechnung
bis 2050 dargestellt. Sie basiert auf dem Bevölkerungsstand zum 01.01.2021 und kann deshalb den Bevölkerungszuwachs 2022 nicht berücksichtigen. In den nordrhein-westfälischen Regionen hat sich seit 2018 der Zuwachs in der Altersgruppe der unter Dreijährigen zunächst abgeflacht. Mit Ausnahme des Rheinlandes steigen die Zahlen ab 2020 wieder an. Die vergangene Zuwächse bei den unter Dreijährigen spiegeln sich nun in der gestiegen Zahl der Drei- bis unter Sechsjährigen und Sechs- bis unter 18-Jährigen wider. In der regionalisierten Bevölkerungsprognose wird in Zukunft eine sinkende Zahl an unter Sechsjährigen erwartet, sodass sich die Altersgruppen bis 2040 wieder dem Verhältnis von 2013 annähern.

Die Zuwanderung der vergangenen Jahre spiegelt sich auch in den gestiegenen Anteilen von Kindern und jungen Erwachsenen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit. Abbildung 1.9 zeigt den Anteil der Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in den drei Regionen in Nordrhein-Westfalen. Während der Anteil u. a. als Folge der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 im Bereich von 10 % lag, stieg er mit der Zahl der Schutzsuchenden in den Jahren 2015 und 2021 wieder deutlich an. Mittlerweile hat ca. ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen im Ruhrgebiet keine deutsche Staatsangehörigkeit.

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit MigrationshintergrundDie Angaben zum Migrationshintergrund stammen aus dem Grundprogramm des Mikrozensus: „Als Person mit Migrationshintergrund gilt, wer nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt oder außerhalb des heutigen Gebietes der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde und seit dem 1. Januar 1950 zugewandert ist oder wer mindestens einen zugewanderten Elternteil hat.“ Informationen zum Migrationshintergrund der Bevölkerung stehen erst ab dem Jahr 2016 zur Verfügung. In der Kommunalstatistik werden z. T. leicht davon abweichende Definitionen verwendet, um den Migrationshintergrund mithilfe der Angaben im Melderegister bestimmen zu können.

In der Jugendhilfestatistik werden bei Kindern die Merkmale „Migrationshintergrund“ und „Familiensprache“ erfasst. Der Migrationshintergrund eines Kindes wird anhand der nicht deutschen Herkunft mindestens eines Elternteils definiert.
Migrationshintergrund
ist deutlich höher. In der Metropole Ruhr liegt bei ca. 52,5 % der Familien mit Kindern unter 18 ein Migrationshintergrund vor (Abbildung 1.10). Im Kontext der Bildungsberichterstattung ist zu beachten, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland geboren wurde (Mikrozensus 2021: 79,9 % der unter 15-Jährigen) und so ausschließlich mit dem deutschen Bildungssystem in Kontakt gekommen ist (Ramirez & Dohmen, 2019; Statistisches Bundesamt, 2023).

Datengrundlage für die Darstellung ist der MikrozensusDer Mikrozensus ist die jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik, bei der ungefähr 1 % der Bevölkerung zu Demografie, Erwerbstätigkeit und Bildung befragt wird. Da es sich beim Mikrozensus um eine repräsentative Zufallsstichprobe handelt, lassen sich die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragen und erlauben aufgrund der großen Anzahl an Befragten zudem auch regionale Analysen.

Vergleichbarkeit der Angaben aus dem Mikrozensus
Durch Umstellung auf eine neue Stichprobe 2016 ist die Vergleichbarkeit der Mikrozensusergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 mit den Vorjahren (vor 2016) teilweise eingeschränkt. Durch eine neue Auswahlgesamtheit im Jahr 2016 ist anzunehmen, dass größere Haushalte und insbesondere Ehepaare mit Kindern im Mikrozensus in ihrem Niveau geringfügig unterrepräsentiert sind. Diese Unterrepräsentation kumuliert über die Jahre, sodass
bei einer Aktualisierung der Auswahl das Niveau wieder angehoben wird. In der Zeitreihe macht sich diese Niveauanpassung durch eine Zunahme der größeren Haushalte sowie von Ehepaaren mit Kindern bemerkbar. Des Weiteren ist zu vermuten, dass mit der Niveauanpassung von Ehepaaren mit Kindern auch eine Zunahme der Erwerbstätigen einhergeht, da Väter eine generell hohe Erwerbsbeteiligung aufweisen. (Statistisches Bundesamt, 2017).

Der Mikrozensus wird zudem seit 2020 mit einem neuen Erhebungskonzept durchgeführt. Eine differenzierte Beurteilung der Entwicklungen wird zusätzlich durch die Corona-Pandemie erschwert, da für 2020 und teilweise auch 2021 viele Indikatoren entweder gar nicht oder nur in eingeschränkt vergleichbarer Qualität vorliegen. Für das Jahr 2020 sind aufgrund der hohen Ausfallquote von 35 % in der Mikrozensusbefragung keine regionalisierten Ergebnisse verfügbar.
Mikrozensus
. Dort wird folgende Definition von Migrationshintergrund genutzt: „Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt.“ Den größten Anteil an Familien mit Migrationshintergrund weisen die Metropolregionen Frankfurt/Rhein/Main (60,2 %), Stuttgart (57,1 %) und München auf (56 %).

Der Mikrozensus wird seit 2020 mit einem neuen Erhebungskonzept durchgeführt. Dies führt zu einem Zeitreihenbruch, sodass auch relative Anteile über die Zeit nicht immer sinnvoll vergleichbar sind. Es ist deshalb unklar, inwiefern der Zuwachs der Familien mit Migrationshintergrund nach 2019 durch das neue Erhebungskonzept verursacht wird.

Angesichts der deutlichen Zunahme der nicht deutschen Bevölkerung erscheint ein Anstieg nach 2019 jedoch plausibel zu sein. Für das Jahr 2020 sind zudem aufgrund der hohen Ausfallquote (35 %) in der Mikrozensusbefragung keine regionalisierten Ergebnisse verfügbar. Die Ergebnisse werden in der Darstellung ausgeblendet.

Der direkte Sprung zum Inhalt

Geben Sie hier bitte den fünfstelligen ShortCode aus der gedruckten Fassung ein:

Der ShortCode konnte nicht gefunden werden. Bitte prüfen Sie Ihre Eingabe.