Bildungsbericht Ruhr 2020
Allgemeinbildende Schulen
3. Allgemeinbildende Schulen
Die Schullandschaft der Metropole Ruhr zeigt sich als eine Bildungsregion mit innerer Kohärenz, aber auch erheblichen Diversitäten. Viele Schüler*innen pendeln tagtäglich in diesem Agglomerationsraum über kommunale Grenzen hinweg zu ihren Schulen. Schulentwicklungsplanung bedarf neben der kommunalen auch einer regionalen Perspektive. Der vorliegende Bildungsbericht zeigt das exemplarisch am Beispiel des Pendelns, die Studie „Wege zur Metropole Ruhr“ hatte es 2017 bereits für den Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I gezeigt (Schräpler et al., 2017).
Die Entwicklung der Schüler*innenzahl verlief in der Metropole Ruhr in den Jahren 2013 bis 2018 durch den Anstieg der Geburtenrate sowie durch verstärkte migrationsbedingte Zuwanderung abweichend von der Erwartung des ersten Bildungsberichts: Knapp 5 % mehr Schüler*innen in den Grundschulen und ein moderater Rückgang in den beiden Sekundarstufen ist die Bilanz bis 2018. Die Reduzierung der Schulstandorte hat vor diesem Hintergrund die pädagogischen Rahmenbedingungen schulischer Bildungsprozesse teilweise verschlechtert.
Häufiger als im Rest von NRW verfügen im Ruhrgebiet Schulen in allen Stufen über herausfordernde Rahmenbedingungen. Ein Phänomen, das stärker in den Städten als in den Kreisen und stärker im mittleren Ruhrgebiet als an seinen Rändern zu finden ist. Indikatoren sind der hohe Anteil an Schulen des , ein überproportionaler Anteil an Schüler*innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sowie ein stellenweise geringerer Erfolg bei der Besetzung von Lehrer*innenstellen als im Rest von NRW. Standorttyps 5
Schulentwicklungsplanung bedarf neben der kommunalen auch einer regionalen Perspektive.
Durch den bereits im Bildungsbericht 2012 beschriebenen fortgesetzten strukturellen Wandel der Schulformangebote in der Metropole Ruhr haben insbesondere die Hauptschulen, abgeschwächt auch die Realschulen einen Rückgang ebenso erfahren wie auch die Förderschulen durch Inklusionsbemühungen. Sekundarschulen haben sich auf niedrigem Niveau etabliert und Gesamtschulen sind ausgebaut worden. Die Schullandschaft mit Ausnahme der Gymnasien hat sich insgesamt verändert und lokal diversifiziert.
Die Marginalisierung der geschrumpften Hauptschulen hat sich weiter fortgesetzt, die meisten Schüler*innen lernen nicht freiwillig auf dieser Schulform. Auch Realschulen geraten durch die Veränderung der Schullandschaft unter Druck, wenngleich nicht in allen Kreisen und Städten. Sekundarschulen haben sich auf niedrigem Niveau in einigen Kommunen und Kreisen etabliert, stellen aber für die Metropole Ruhr insgesamt keine quantitativ bedeutsame Schulform bei der Versorgung der Schüler*innen dar.
Gesamtschulen sind deutlich ausgebaut worden, allerdings nicht entsprechend der Elternwünsche, denn Jahr für Jahr müssen viele Schüler*innen abgewiesen werden, die ihren Bildungsweg nach der Grundschule an der Gesamtschule fortsetzen wollten (Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen [MSB NRW], 2019c). Gleichwohl hat die Bedeutung der Gesamtschulen in der Metropole Ruhr zugenommen: Nach dem Gymnasium (32 %) ist die Gesamtschule (30 %) die von Siebtklässlern am häufigsten besuchte Schulform.
Die Schulstrukturen in den einzelnen Kreisen und Städten sind jenseits dieser allgemeinen Trends sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie stellen jeweils eigene Referenzräume mit individueller Profilierung der Schullandschaft dar.
Zum strukturellen Wandel trägt auch der Rückbau von (insbesondere mit den Schwerpunkt Lernen) bei, sodass 2018 mehr Kinder mit Förderschulen der Klassenstufen 4 und 5 an allgemeinen Schulen als an Förderschulen lernen. sonderpädagogischem Förderbedarf
halten für Schüler*innen am Ende der Sekundarstufe I das größte und breiteste Bildungsangebot bereit. Es ist die Schulform, welche die meisten Abschlüsse im Ruhrgebiet vergibt und über die Berufskollegs hinaus eine große und zunehmende Bedeutung bei der nachträglichen Vergabe oder Verbesserung von Schulabschlüssen hat. berufliche Qualifizierung
Bei den Schulabschlüssen ist eine zunehmende Spreizung zu beobachten: Zwar ist eine (Fach-)Hochschulreife in der Metropole Ruhr unverändert der am häufigsten vergebene Abschluss, zugleich aber der Anteil der Hauptschulabschlüsse gestiegen, vor allem der zumeist nachträglich am Berufskolleg erworbenen Hauptschulabschlusses nach Klasse 9.