Bildungsbericht Ruhr 2020

Rahmenbedingungen

Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler
Sebastian Jeworutzki

Unterschiedliche Entwicklung der bildungsrelevanten Altersgruppen bis 25 Jahre

Für die Planung von Bildungsangeboten ist weniger die allgemeine Bevölkerungsentwicklung entscheidend als vielmehr die Entwicklung derjenigen Altersgruppen, für die die unterschiedlichen Institutionen des Bildungswesens verantwortlich sind. Abbildung 1.7 zeigt die Entwicklung bildungsrelevanter Altersgruppen bis unter 25 Jahre im Zeitverlauf in Prozent gegenüber dem Basisjahr 2013. Es wird zusätzlich zur bisherigen Bevölkerungsentwicklung die regionale BevölkerungsvorausberechnungBei der Interpretation der Daten zur Bevölkerungsvorausberechnung ist zu berücksichtigen, dass die Annahmen immer nur den aktuellen Kenntnisstand widerspiegeln und die Zahlen von zukünftigen empirischen Werten mehr oder weniger stark abweichen können. So zeigte sich, dass die letzten Vorausberechnungen den starken Geburtenanstieg ab 2012 und die Zuwanderung im Jahr 2015 nicht voraussehen konnten und auch die Annahmen zu Wanderungen in der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung von den empirisch ermittelten Werten abweichen. Aufgrund des starken Einflusses der Annahmen über zukünftige Entwicklungen kommen unterschiedliche Vorausberechnungen in der Regel zu unterschiedlichen Ergebnissen und die landesweite Vorausberechnung wird sich z. T. von den jeweiligen kommunalen Bevölkerungsprognosen unterscheiden.Bevölkerungsvorausberechnung bis 2040 dargestellt.

In allen Regionen hat sich die Altersgruppe der unter Dreijährigen bis 2018 am dynamischsten entwickelt. Den stärksten Zuwachs weist dabei im Vergleich das Ruhrgebiet auf. Gegenüber 2013 ist diese Gruppe um 22,8 % gewachsen. Dies gilt auch für die Altersgruppe der Drei- bis unter Sechsjährigen: Hier verzeichnet das Ruhrgebiet ein Plus von 13,2 % im Vergleich zum Jahr 2013. Einen ähnlich starken Zuwachs bei den jüngeren Altersgruppen hat nur die Region Hamburg zu verzeichnen.

Wie schon im vorherigen Abschnitt dargestellt wurde, geht dieser Anstieg zum Teil auf die Zuwächse bei den Geburten nichtdeutscher Eltern zurück. Abbildung 1.8 zeigt dies sehr eindrücklich. Im Beobachtungszeitraum beschränken sich die Zuwächse bei den Altersgruppen der deutschen Bevölkerung auf die unter Dreijährigen und die Drei- bis unter Sechsjährigen. Hier spiegelt sich die in den 2010er-Jahren gestiegene Geburtenrate wider. Bei der nichtdeutschen Bevölkerung steigen die Anteile, vor allem in den beiden jüngsten Altersgruppen, ebenfalls sehr deutlich: So wächst im Ruhrgebiet die Anzahl der unter Dreijährigen von 2013 bis 2018 bei der nichtdeutschen Bevölkerung von 10.620 auf das 2,5-Fache mit 26.756 an (deutsche Bevölkerung: +10,2 %) und die der Drei- bis unter Sechsjährigen auf das 2,7-Fache an (deutsche Bevölkerung: +0,7 %). Eine ähnliche diverse Entwicklung zeigt sich auch im Rheinland und in Westfalen.

Zunahme der für das Pflichtschulsystem relevanten Altersgruppe bis 2033

Der Anstieg der Geburten vor allem in der nichtdeutschen Bevölkerung und die Wanderungsgewinne haben mit dazu beigetragen, dass der im letzten „Bildungsbericht Ruhr“ prognostizierte Bevölkerungsrückgang im Ruhrgebiet bislang ausgeblieben ist. Die aktuelle regionale Bevölkerungsprognose von IT.NRW geht jedoch davon aus, dass er nur aufgeschoben wurde.

In Abbildung 1.7 ist erkennbar, dass sich im Ruhrgebiet laut Vorausberechnung der enorme Zuwachs in der Altersgruppe der unter Dreijährigen bis zum Jahr 2040 im Ruhrgebiet wieder auf den Wert von 2013 abbauen wird. Dabei wird allerdings davon ausgegangen, dass die hohe anfängliche Fertilitätsrate von 1,61 auf Landesebene bis 2040 auf 1,51 zurückgehen wird. Begründet wird dies u. a. mit BevölkerungsvorausberechnungBei der Interpretation der Daten zur Bevölkerungsvorausberechnung ist zu berücksichtigen, dass die Annahmen immer nur den aktuellen Kenntnisstand widerspiegeln und die Zahlen von zukünftigen empirischen Werten mehr oder weniger stark abweichen können. So zeigte sich, dass die letzten Vorausberechnungen den starken Geburtenanstieg ab 2012 und die Zuwanderung im Jahr 2015 nicht voraussehen konnten und auch die Annahmen zu Wanderungen in der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung von den empirisch ermittelten Werten abweichen. Aufgrund des starken Einflusses der Annahmen über zukünftige Entwicklungen kommen unterschiedliche Vorausberechnungen in der Regel zu unterschiedlichen Ergebnissen und die landesweite Vorausberechnung wird sich z. T. von den jeweiligen kommunalen Bevölkerungsprognosen unterscheiden.Annahmen zur Auslandswanderung und einem allmählichen Rückgang der hohen Fertilität ausländischer Frauen (vgl. Information und Technik Nordrhein-Westfalen [IT.NRW], 2019, S. 5).

Die für die frühkindliche Bildung besonders relevante Altersgruppe der Drei- bis unter Sechsjährigen wird im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2024 voraussichtlich weiter anwachsen und dann rückläufig sein. Eine ähnliche Entwicklung, nur auf einem etwas geringerem Niveau, wird auch für das Rheinland und Westfalen prognostiziert.

Die für das Pflichtschulsystem relevante Altersgruppe der Sechs- bis unter 18-Jährigen wird im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2033 zunehmen und dann wieder leicht rückläufig sein. Im Rheinland steigt der Anteil dieser Altersgruppe bis 2034 und bleibt dann etwa auf gleichem Niveau. In Westfalen verläuft die Entwicklung wellenförmig; insgesamt ist mit einem Rückgang der Altersgruppe zu rechnen.

Auf Basis der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung sowie der amtlichen Schuldaten für die Schuljahre 2015/16 bis 2018/19 hat das Statistische Landesamt IT.NRW für Nordrhein-Westfalen 2020 eine regionalisierte Schüler*innen-Modellrechnung bis zum Schuljahr 2033/34 vorgenommen. In der Vorausberechnung werden die Schüler*innenzahlen der Bildungsstufen Primarbereich, Sekundarbereich I und Sekundarbereich II auf Kreisebene ausgewiesen. Abbildung 1.9 zeigt die aggregierten Ergebnisse der drei Regionen in Nordrhein-Westfalen sowie für NRW insgesamt. Die Zahl der Schüler*innen wird in NRW vom Schuljahr 2018/19 bis 2033/34 um insgesamt 17,1 % steigen. Dieser Anstieg fällt in den Regionen unterschiedlich aus: Im Ruhrgebiet beträgt der Zuwachs 19,8 %, im Rheinland 20,5 % und in Westfalen nur 9,9 %.*Begründet wird der ausgewiesene Anstieg – wie schon bei der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung – mit den temporär gestiegenen Geburtenraten und den Wanderungsgewinnen. Eine Differenzierung nach Schulstufen lässt teilweise Unterschiede erkennen: Im Primarbereich steigen die Schüler*innenzahlen im Ruhrgebiet bis zum Schuljahr 2026/27 um 19,5 % (Rheinland 16,7 %, Westfalen 13,0 %) und fallen dann gegenüber dem Basisjahr 2018/19 wieder auf ein Plus von 12,7 % (Rheinland 15,1 %, Westfalen 6,4 %) im Jahr 2033/34 ab. Im Sekundarbereich I werden die Schüler*innenzahlen im Ruhrgebiet am deutlichsten steigen, hier rechnet man im Jahr 2033/34 mit einem Plus von 24,5 % (Rheinland 23,3 %, Westfalen 11,0 %).

Die Entwicklung im Sekundarbereich II ist dagegen diskontinuierlich; der auch hier zu beobachtende Anstieg wird durch einen temporären Rückgang in den Schuljahren 2023/24 bis 2025/26 unterbrochen. Der Rückgang ist auf die an den meisten Schulen verlängerte Gymnasialzeit (G9) zurückzuführen. Zum Schuljahr 2019/20 haben bis auf drei Schulen alle Gymnasien in Nordrhein-Westfalen wieder auf G9 umgestellt (vgl. Information und Technik Nordrhein-Westfalen [IT.NRW], 2020, S. 5). Im weiteren Verlauf rechnet das Statistische Landesamt bis zum Schuljahr 2033/34 auch für die Sekundarstufe II im Ruhrgebiet gegenüber dem Jahr 2018/19 mit einem Zuwachs von 20,9 % (Rheinland +23,9 %, Westfalen +14,3 %).

Insgesamt ist nach der Modellrechnung auch längerfristig in allen Bildungsstufen aufgrund der verstärkten Zuwanderung und Geburtenentwicklung mit einem deutlichen Anstieg der Schüler*innenzahlen zu rechnen.

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